Samstag, 30. Dezember 2017

Abflachung der Zinsstrukturkurve und Geldschöpfung


Während die Experten weiter darüber diskutieren, ob die anhaltende Abflachung der Zinsstrukturkurve eine bevorstehende Rezession signalisiert oder nicht, ist es technisch unumstritten, dass ein positiver Blick in die Zukunft eine steilere Ertragskurve (yield curve) zur Folge hätte.

Die fortdauernde flache Zinskurve bedeutet im Grunde genommen, dass die Zentralbanken immer noch Geld schöpfen können. Das heisst, dass sie nach Staatsanleihen weiter auch (privatwirtschaftliche) Unternehmensanleihen und/oder Fremdwährungen (siehe die Schweizerische Nationalbank) aufkaufen können.

Denn wenn die nominalen Zinsen den Nullpunkt (zero lower bound) erreichen, was ja heute in den grössten Volkswirtschaften seit GFC von 2008 mehr oder weniger immer noch der Fall ist, sind Bargeld und Staatsanleihen vollkommen austauschbar. 

Schliesslich handelt sich bei beiden Vermögensgegenständen um Zahlungsversprechen der Regierung, die keine Zinsen bringen.

Die Geldschöpfung, die seither stattfindet, löst keine Inflation aus, weil dem Anstieg der Geldmenge ein dramatischer Anstieg der Nachfrage des privaten Sektors nach sicheren, liquiden und hochwertigen Anlagen gegenübersteht.


Die Abflachung der US-Treasury Kurve, gemessen an 2y10y und 5y30y, Graph: Bloomberg Markets


Eine wichtige Aufgabe der Zentralbanken ist, sicherzustellen, dass die Geldmenge in Krisenzeiten ausreichend wächst, um für die nötige Liquidität zu sorgen, um Nachfrageschwankungen durch den privaten Sektor auszugleichen, wie Meryvn King in seinem Buch („Das Ende der Alchemie“) ausführlich beschreibt. Gemeint ist die Rolle der Zentralbank als „lender of last resort“ zu agieren.


(Das kurze Ende der Ertragskurve) Overnight Index Swap Kurve ist bereits invers geworden, Graph: BloombergTV


Warum hat aber die monetäre Basis (Notenbankgeldmenge) so massiv erhöht werden müssen?

(1) Weil die Banken nach dem Ausbruch der GFC dazu übergegangen sind, ihre Bilanzen stark zu verkürzen und die Kredite nicht mehr zu verlängern. 

Der Rückgang der Einlagen auf der Passivseite der Bank-Bilanzen bedeutet, dass das Geld, das zur Finanzierung von Ausgaben zur Verfügung steht, weniger wird.

(2) Weil die Zentralbanken nur einen kleinen Teil der Geldmenge direkt steuern können (ca. 10%).

Da die Geldpolitik an der Nullzinsgrenze an Wirksamkeit verliert, sind nach der Keynesianischen Sicht fiskalpolitische Massnahmen notwendig, um die Vollbeschäftigung wiederherzustellen. Weil die hartnäckige Nachfrageschwäche sich sonst so einbettet, dass daraus ein Hysterese-Effekt entsteht.

Was die Anleihemärkte heute mitteilen, ist, dass die Politik der Austerität in einem schwer angeschlagenen Umfeld der Wirtschaft kontraproduktiv ist. Die Volkswirtschaft funktioniert nämlich nicht wie ein privater Haushalt: Die Ausgaben des einen sind die Einnahmen des anderen.


6 von 11 von Bloomberg gefragten Analysten erwartet in den nächsten 12 Monaten die Inversion der US-Zinsstrukturkurve, Graph: Bloomberg

Die Kurve zeigt die Abflachung der US-Renditekurve versus USD (der schwächer wird)

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