Freitag, 16. Juni 2017

Fed, US-Staatspapiere und Bilanzsumme

Die Fed hat am Donnerstag die Zinsen um einen viertel Prozentpunkt (0,25%) erhöht. Das ist die zweite Zinserhöhung in diesem Jahr. Der Leitzins liegt nun in einer Spannbereite von 1% bis 1,25%.

Der erste Zinsschritt im gegenwärtigen Zyklus war bereits im Dezember 2015 getan. Die Fed hatte den sog. Fed Funds Rate danach im März 2016 angehoben.

Janet Yellen, die Fed-Präsidentin hat gestern zugleich konkrete Pläne zur Reduktion der Fed-Bilanzsumme angekündigt. Es geht um den Abbau des inzwischen riesigen gewordenen Portfolios der US-Notenbank an Wertschriften.

Die Bilanz der Fed hat sich infolge der QE-Politik (mengenmässige Lockerung der Geldpolitik) auf rund 4'500 Mrd. USD ausgedehnt.

Vorausgesetzt, dass die Wirtschaft sich Erwartungen entsprechend entwickelt, will der geldpolitische Ausschuss (FOMC) der US-Notenbank demnächst mit der Realisierung des Programms zur Schrumpfung der Bilanz beginnen.

Viel Lärm um nichts, schreibt David Beckworth in seinem Blog dazu.

Denn in der Tat verkleinert die Fed ihre Bilanz seit mehreren Jahren und niemanden scheint es zu kümmern, wie Beckworth weiter argumentiert.


Die UST-Bestände der US-Notenbank, Graph: David Beckworth


Es ist daher keine Überraschung, dass Yellens Aussage kein weiteres “taper tantrum” (heftige Reaktion der Märkte) ausgelöst hat.

Auch James Hamilton bemerkt in seinem Blog, dass die QE-Politik in Bezug auf die Zinssätze und die Erholung der Wirtschaft keine so grossen Auswirkungen entfaltet hat wie erhofft.

Welche Effekte die QE-Politik auch ausgelöst haben mag, sind sie weniger entscheidend als die Fundamental-Daten, wie der an der University of California, San Diego lehrende Wirtschaftsprofessor unterstreicht.

Zur Erinnerung: QE ist nichts anderes als der Austausch von Wertschriften für die Reserven durch eine elektronische Buchung via Notenbank: 

Die eine Art von Anlagen (langlaufende Staatsanleihen) werden gegen die andere Art von Anlagen (Bank-Reserven bei der Notenbank) ausgetauscht.

Wenn sie funktioniert, funktioniert sie als eine Botschaft der Notenbank an die Marktteilnehmer, die Zinsen niedrig zu halten.


Inflation-Prognose (gemessen an PCE Inflation) des geldpolitischen Ausschusses (FOMC) der US-Notenbank (Fed), Graph: David Beckworth


Fed’s Problem ist laut Beckworth, dass die Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses seit 2008 davon ausgehen, dass die optimale Inflationsrate nicht auf 2% liegt, sondern in einer Bandbreite von 1% und 2%, wie es aus der SEP (Summary of Economic Projections) hervorgeht.

In der Tat notiert die PCE Inflation (die persönlichen Ausgaben der privaten Haushalte unter Ausklammerung von Energiepreisen) im Durchschnitt auf 1,5% seit Mitte der 1990er Jahre.

Bemerkenswert ist aber, dass die Fed erst seit 2012 ausdrücklich eine Zielinflationsrate von 2% (inflation targeting) verfolgt.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang, zur Kenntnis zu nehmen, was Neel Kashkari, Fed-Präsident Minneapolis neulich festgehalten hat:

„Basierend auf unseren Handlungen, anstatt unseren Worten, behandeln wir den 2% Zielwert als Decke (ceiling), nicht als Ziel (target)“.


Die Zins-Prognosen der US-Notenbank, Graph: Larry Summers


Die Wahrheit ist, dass die Märkte nicht daran glauben, dass die Inflationsbeschleunigung gegenwärtig ein grosses Problem darstellt, schreibt Larry Summers in seinem Blog („5 reasons why the Fed may be making a mistake“).

Das heisst, dass die Fed ihr 2-prozentiges Inflationsziel für eine lange Zeit nicht erreichen werde. Denn weder die inflationsindexierten Anleihen (TIPS) noch der Swap-Markt hegen die Erwartung, dass das 2% PCE-Inflationsziel in absehbarer Zeit erreicht werden kann.


PCE Kern-Inflation: Das gegenwärtige Niveau versus Prognosen, Die Zins-Prognosen der US-Notenbank, Graph: Larry Summers

Wenn die Inflation so gestiegen wäre, wie die Fed in den vergangenen 10 Jahren vorhergesagt hat, läge sie heute auf 4,3%. Das ist aber nicht der Fall, wie in der obigen Abbildung dargestellt ist.

Summers Schlussfolgerung lautet, dass die Fed agiert, nicht gestützt auf die Grundlagen der Phillips-Kurve, sondern dann, wenn sie „das Weisse im Auge der Inflation“ sieht.

Interessant ist zudem zu beobachten, dass der an der Harvard University tätige Wirtschaftsprofessor es für eine bessere Idee hält, statt am Inflation Target festzuhalten, sich in Zukunft an nominelle BIP-Steuerung (nom. GDP-level-targeting) zu wenden.






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