Sonntag, 16. Oktober 2016

Um wieviel verschuldet sich die Welt pro Jahr?

OK, zugegeben; das ist eine Fangfrage. Denn die Welt verschuldet sich überhaupt nicht. Die Welt hat ja niemanden, mit dem sie Handel betreiben könnte.

Bei wem soll sich die Welt verschulden? Die Schulden der Welt sind Null, immer Null, zu jeder Sekunde genau gleich Null, wie Heiner Flassbeck im Sommer im Rahmen einer Veranstaltung in einem Referat hervorgehoben hat.

Bemerkenswert ist aber, dass der WEF uns gestern auf Twitter auf ein paar Abbildungen aufmerksam machen will, die angeblich zeigen, wie die Schulden der Welt zuletzt gestiegen sind. Es soll ganz schlimm um die Welt bestellt sein.

Das ist aber absurd. Sehenswert ist hingegen die folgende Abbildung: Finanzierungssalden (*) der Wirtschaftssektoren, die Sparen und Verschulden der ganzen Welt darlegt. Und wichtig ist zu betonen, dass es sich dabei um keine Theorie handelt, nicht einmal eine Meinung, sondern reine Buchhaltung.

Aus dem Chart geht hervor, dass die privaten Haushalte und Unternehmen Netto-Sparer sind: sie haben einen Überschuss (seit praktisch 2000). Und nur das Ausland liegt im Defizit. Die Kurven addieren sich zu Null.



Finanzierungssalden der Wirtschaftssektoren in Deutschland, Graph: Heiner Flassbeck in Makroskop


Wenn nun die Regierung von Frau Merkel sagt, dass alle sparen müssen, ergibt sich keinen Sinn. Alle müssen wie Deutschland werden, so Wolfgang Schäuble, der Bundesfinanzminister. Das ist auch Unsinn.

Es ist nämlich unmöglich. Irgendjemand muss sich verschulden. Denn ohne die blaue Kurve (Wert: 250 Mrd. EUR) gibt es die anderen Kurven nicht. Denn sie addieren sich, wie gesagt, zu Null.

Es ist einfach, zu sagen, dass der Staat sparen soll. Wer soll aber die Schulden machen? Solange Menschen versuchen, zu sparen, muss jemand sich verschulden. Sonst gibt es kein Sparen. Niemand kann weniger verbrauchen als produzieren (d.h. sparen), wenn kein anderer mehr verbraucht als produziert (d.h. sich verschulden). Daraus folgt, dass Sparen ohne Verschulden unmöglich ist.

Und was ist so schlimm, wenn der Staat sich verschuldet, wo die Zinsen gerade Null sind oder sogar negativ?

Der WEF schreibt noch, dass eine expansive Fiskalpolitik in guten Zeiten oft Ausgabenkürzungen in schlechten Zeiten erzwinge. Das trifft auch nicht ganz zu, weil es die sog. „guten Zeiten“ nicht mehr gibt. Die Unternehmen sind unterdessen so mächtig, dass man sie nicht zwingen kann, die Ersparnisse aufzunehmen und zu investieren. Deshalb entfällt die Rolle auf den Staat, im Notfall mit Investitionen die gesamtwirtschaftliche Nachfrage zu animieren, wo es heute bitter nötig ist.



(*) Richard Koo erklärt die Finanzierungssalden im makroökonomischen Sinne in seinem lesenswerten Buch ("The Escape from Balance Sheet Recession and the QE Trap") ausführlich.








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