Mittwoch, 9. Dezember 2015

Welcher Stimulus im Euroraum im Jahr 2016?

Nachdem die EZB vergangene Woche ihr Anleihekaufprogramm (genannt PSPP) um ein halbes Jahr verlängert und gleichzeitig den Einlagezinssatz auf minus 0,30% gesenkt hat, sind die Inflationserwartungen im Euro-Raum zurückgegangen.

Gemessen an 5y5y forward swap rates sind die Inflationserwartungen auf 1,63% gesunken, wie FT berichtet.

Die Banken, die künftig bei der EZB kurzfristig Geld parken wollen, müssen der EZB einen Zins von 0,30% zahlen.

Bemerkenswert ist, dass die EZB auch die eigene Inflation-Prognose nach unten revidiert hat. Das bedeutet erstens, dass die EZB noch einige Jahre das Inflationsziel (ca. 2%) verfehlen wird und damit weiterhin Deflationsgefahr besteht. Und zweitens, dass Europa in einer viel tieferen Krise steckt als allgemeinen angenommen wird.

Die Investoren hoffen daher auf einen zusätzlichen Stimulus im kommenden Jahr. Die Frage ist aber, wie? In welcher Form?


Inflationserwartungen im Euro-Raum (gemessen an 5y5y forward swap rate), Graph: FT


Paul De Grauwe schreibt in seinem Blog, dass die ausgeweitete QE-Politik in Europa zwar notwendig ist, aber nicht ausreicht. Das eigentliche Problem sei die restriktive Fiskalpolitik.

Der an der LSE in Grossbritannien lehrende Wirtschaftsprofessor hält öffentliche Investitionen für entscheidend zur Erholung der Wirtschaft im Euro-Raum.

Wenn wir bei Null-Zinsen keine Projekte in Angriff nehmen (über Ausgabe von Anleihen), die mehr als Null-Prozent Rendite abwerfen, werden uns künftige Generationen fragen, warum wir nicht in alternative Energien und das öffentliche Verkehrswesen investiert hätten, so De Grauwe.


PS: Es ist irgendwie bizarr, zu beobachten, dass die Defizit-Falken in Europa seit dem Verfall der Inflation unter den Zielwert nicht mehr über die Preisstabilität, sondern nur noch über die Finanzstabilität reden. Die Preisstabilität scheint plötzlich nicht mehr behaglich, wie Wolfgang Münchau beschreibt.



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