Mittwoch, 3. Juni 2015

Deutschlands Besessenheit von Haushaltsdefiziten

Anstatt sich von Haushaltsdefiziten in Besitz nehmen zu lassen, sollten einige Länder versuchen, das Wirtschaftswachstum zu fördern, ohne Schulden abzubauen, schreiben Top-Ökonomen des IWF in einer neulich vorgelegten Forschungsarbeit, meldet das WSJ (h/t to Mark Thoma). Der Internationale Währungsfonds hat bekanntlich die Aufgabe, Mitgliedsländern zu helfen, die Last der Schulden zu erleichtern.

Jonathan Ostry, der stellvertretende Direktor der Forschungsabteilung des IWF und zwei andere Ökonomen in seiner Abteilung, Atish Ghosh und Raphael Espinoza sagen, dass viele Politiker, v.a. in Berlin, eine Schulden-Besessenheit hätten, aber die „Kosten für die Versicherung“ gegen künftige Krisen durch die Tilgung der Schulden nicht vollständig mitberüchsichtigen.

Die Vertreter des Arguments, das Schuldenproblem festzusetzen, betonen die Vorteile, ohne die „upfront-Kosten der Versicherung“ gegen die Krise zu erwähnen, unterstreichen die Autoren weiter. Die Versicherung kann nämlich im Hinblick auf die höhere Besteuerung, die erforderlich ist, um einen Überschuss im Haushalt zu erzielen, teuer zu stehen kommen.


Länder mit fiskalpolitischem Spielraum können und sollen die Wirtschaft mit Ausgaben ankurbeln, Graph: WSJ in: „IMF Economists: Stop Obsessing Over Debt

Die Autoren argumentieren nicht, dass alle Länder ihre Pläne zum Schuldenabbau abbrechen sollen. Doch legen sie nahe, dass einige Länder haushaltspolitischen Spielraum hätten, mehr auszugeben, um die Wirtschaft anzukurbeln, ohne die Fremdkapitalkosten zu erhöhen und besorgniserregend für die Anleger zu wirken. Die Versicherungskosten sind für diejenigen Länder mit fiskalpolitischem Spielraum viel höher als der Nutzen, so die Verfasser der Analyse als Fazit.

PS: Es ist auf Deutschlands Anstrengungen (austerity) zurückzuführen, warum die G20 sich 2010 darauf eingelassen hat,  Haushaltsdefizite zu halbieren und die Schuldenquoten zu reduzieren. In Deutschland wird „Schuld“ sprachlich und sozial mit Unmoral in Verbindung gebracht.



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