Dienstag, 10. Februar 2015

Aufblähung der Geldbasis durch EZB-Staatsanleihenkäufe

Während wir das Augenmerk auf die Produktion (output) und die Beschäftigung (employment) richten, dürfen wir etwas aus den Augen nicht verlieren: Das BIP und die Inflation stehen unter dem Einfluss  vom Wachstum der Geldmenge (money supply), nicht von der Notenbankgeldmenge (monetary base).

Trotz der extrem niedrigen Zinsen ist der Kredit an Privatpersonen (private credit) in der Eurozone kaum gestiegen. Die Notenbankgeldmenge (= Noten im Umlauf + Giroguthaben der Banken bei der Notenbank) zeigt, wie viel Liquidität die Notenbank liefert. Die Geldmenge deutet darauf hin, wie viel Geld für den Privatsektor zum Gebrauch verfügbar ist. Der Kredit an Privatpersonen sagt darüber aus, wie viel Geld der Privatsektor aufgenommen hat.

Der Geldmultiplikator gibt das Verhältnis zwischen einem Geldaggregat (z.B. M2 oder M3) und der Geldbasis (money base, d.h. Notenbankgeldmenge) an.

Der Geldmultilikator hat sich z.B. in der Schweiz im Sog der Finanzkrise fast halbiert. Der Rückgang zeigt, dass die Banken seit dem Ausbruch der Finanzkrise von 2008 aus Vorsichtsgründen gegenseitig weniger Kredite als vorher geben und daher mehr Liquidität halten.

Cecchetti und Schoenholtz zeigen in einer bemerkenswerten Abbildung in ihrem gemeinsam verwalteten Blog Money Banking die verblüffende Parallele zwischen der Depression in den 1930er Jahren und der schweren Rezession ausgelöst durch die Finanzkrise von 2008 gemessen am Verlauf des Geldmultiplikators.


Geldmultiplikator im historischen Vergleich: The Great Depression versus The Great Recession, Graph: Cecchetti & Schoenholtz in Money Banking


So verblüffend ist der Zusammenhang von Geldbasis und Inflation auch wieder nicht. Die Expansion der Geldbasis durch die QE-Politik der Notenbanken (Ankauf von Staatsanleihen am offenen Markt) führt nicht zu einem Anstieg der Inflation, wenn die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle steckt und die nominalen Zinsen nahe null liegen (zero lower bound).

Dennoch behauptet eine Reihe von renommierten Ökonomen, z.B. Thorsten Polleit, Joachim Starbatty und Manfred J.M. Neumann, um einige in Deutschland zu nennen, dass das Staatsanleihekaufprogramm der EZB zwingend eine Hyper-Inflation auslösen würde.

Es gibt aber keine feste Beziehung zwischen der Geldbasis und der Geldmenge. Die deutsche Angst, dass die Inflation wegen der EZB-Staatsanleihenkäufe in der Eurozone durch die Decke schiessen würde, ist also wissenschaftlich unbegründet.



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