Montag, 8. September 2014

Schotten-Referendum und Land ohne Währung

Am 18. September werden die Schotten darüber abstimmen, ob sie weiter zum Vereinigten Königreich gehören oder einen eigenständigen Staat haben wollen. Jüngsten Meinungsumfragen zufolge befürwortet erstmals eine Mehrheit in Schottland eine Abspaltung von Grossbritannien. Bisher gingen Beobachter davona aus, dass die Schotten sich gegen eine Loslösung von Grossbritannien aussprechen würden.

Es sei Aktivisten für die Unabhängigkeit gelungen, den „fear factor“ zu verringern. Damit ist die Besorgnis über das wirtschaftliche Risiko des Alleingangs gemeint, schreibt Paul Krugman hat in seiner lesenswerten Kolumne am Montag in NYTimes und sendet eine Botschaft für die Schotten: fürchtet Euch, fürchtet Euch sehr. Die Risiken des Alleingangs sind riesig. Sie mögen denken, dass Schottland zu einem neuen Kanada wird. Aber es ist nur allzu wahrscheinlich, dass es daraus am Ende Spanien ohne Sonne wird.

Schottland mit Kanada zu vergleichen, mag auf den ersten Blick ziemlich vernüftig erscheinen. Schliesslich ist Kanada wie Schottland eine relativ kleine Wirtschaft, die den meisten Handel mit dem viel grösseren Nachbarn treibt. Und was das kanadische Beispiel zeigt, kann es funktionieren, erklärt Krugman.

Kanada hat aber seine eigene Währung. Ein unabhängiges Schottland nicht. Die schottische Unabhängigkeitsbewegung hat die deutliche Absicht unterstrichen, das Pfund als Währung zu behalten. Und die Kombination der politischen Unabhängigkeit mit einer gemeinsamen Währung ist ein Rezept für eine Katastrophe, argumentiert der am Graduierten-Zentrum der City University New York (CUNY) lehrende Wirtschaftsprofessor, womit das warnende Beispiel Spanien ins Spiel kommt.

Wenn Spanien und die anderen Länder, die ihre eigene Währung aufgaben, um die Gemeinschaftswährung Euro einzuführen, ein Teil eines wahren föderalen Systems wären, würde die jüngste wirtschaftliche Geschichte Europas so wie die von Florida aussehen. Beide Volkwirtschaften erlebten einen grossen Immobilien-Boom zwischen 2000 und 2007. Beide sahen, dass dieser Boom spektakulär geplatzt ist.  Beide erlitten einen dramatischen Einbruch.

Dann trennten sich die Wege. Im Fall von Florida entfiel die fiskalische Last des Abschwungs zum grössten Teil nicht auf die lokale Regierung, sondern auf Washington. In der Tat erhielt Florida grossvolumige Hilfe in der Not.

Spanien hingegen hat alle Kosten der geplatzten Immobilien-Blase selbst tragen müssen. Das Ergebnis war eine schreckliche Depression. Und es war nicht nur Spanien, sondern das ganze Südeuropa, das davon betroffen wurde.

Kurz gesagt: alles, was sich in Europa seit 2009 abgespielt hat, zeigt, dass eine gemeinsame Währung ohne gemeinsame öffentliche Instanz sehr gefährlich ist, betont der im der CUNY angegliederten Luxembourg Income Study Center forschende Wirtschaftsnobelpreisträger mit Nachdruck.

Krugman hält es für erstaunlich, dass Schottland darüber nachdenkt, trotz der negativen Entwicklungen in der Eurozone in den vergangenen Jahren diesen Weg zu gehen. Wenn die schottischen Wähler wirklich daran glauben, dass es sicher sei, ein Land ohne Währung zu bilden, dann sind sie böse in die Irre geführt worden.

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