Mittwoch, 24. September 2014

Lohnwachstum als probates Mittel

Es ist mittlerweile fast sechs Jahre her, als die Finanzkrise ausbrach und anschliessend eine heftige Rezession ausgelöst wurde. Es ist die schwerste Krise seit der „Great Recession“ in den 1930er Jahren, weshalb führende Ökonomen die gegenwärtige Krisensituation als „Lesser Depression“ beschreiben. Die Beschäftigung ist zwar wieder angestiegen. Aber die Arbeitlosigkeit ist nach wie vor hoch.

Jetzt gibt es aber eine grosse Unsicherheit darüber, woran die gegenwärtige Flaute der Wirtschaft gemessen werden soll, schreibt Brad De Long in seinem Blog.

Ist der Messwert eine Art Arbeitslosenquote oder eine Art Beschäftigungsquote? Beide Mittel liefern via Okuns Gesetz völlig unterschiedliche Ergebnisse, wie der Leerlauf zwischen der gegenwärtigen Produktion und der Beschäftigung und dem Potenzialwachstum und der Vollbeschäftigung beschaffen ist.

Die Frage lautet im Grunde genommen, wie weit die Produktionslücke (output gap) derzeit geöffnet ist.



Produktionslücke (ouput gap) der US-Wirtschaft, Graph: Prof. Brad DeLong


Ein Lohnwachstum um 4% pro Jahr stellt kein Problem dar, so DeLong, solange es mit einem 2%igen Preisanstieg einhergeht. Das ist das Bild, das wir sehen wollen, unterstreicht der an der University of California, Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessor.

Was wir in den drei Perioden (1989-1990, 1997-2000 und 2006-2008) gesehen haben, war aber ein anderes Bild: Es hat sich herausgestellt, dass die eilige Straffung der Geldpolitik damals nicht das war, was die Wirtschaft gebraucht hat. Die restriktive Geldpolitik der Fed von 1990-1991 war übertrieben, wie sich an den tiefen Spuren der S & L-Krise am Finanzmarkt ablesen liess.

Auch der restriktive geldpolitische Kurs der Fed im Jahr 1999 und die Verweigerung der Lockerung der Geldpolitik im Jahr 2000 erwiesen sich als überzogen, wie es sich nach dem Platzen der Tech-Bubble herausstellte.

Ein Lohnwachstum um 2% ist dagegen ein Problem, so DeLong. Weil es entweder durch eine sich stark ausweitende Einkommensungleichheit oder durch einen Druck auf die Inflation vielleicht sogar bis unter die Null-Marke begleitet wird. Und eine Inflationsrate, die die Ziel-Inflationsrate der Fed ständig unterbietet, macht die Wirtschaft für Schocks anfällig.

DeLongs Fazit lautet daher, dass die Fed-Vertreter, die eine lang anhaltende Niedriginflation Phase befürchten, stark dafür eintreten sollen, eine Lohnkosteninflation (wage inflation) von 4% zuzulassen.




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