Freitag, 25. April 2014

Money Talks: Geld regiert die Welt

Das neue Buch „Capital in the Twenty-First Century“ von Thomas Piketty ist eine ernste und Diskur-verändernde Forschungsarbeit, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („The Piketty Panic“) am Freitag in NYTimes. Und Konservativen sind entsetzt.

Das wirklich Auffällige an der Debatte ist soweit, dass die Rechten nicht in der Lage zu sein scheinen, eine Art Gegenangriff anzubringen. Stattdessen besteht die Reaktion aus Beschimpfungen: „Piketty ist ein Marxist“, erklärt Krugman.

In den letzten Jahren haben Konservative auf die Versuche, das Thema „rasant steigende Einkommen an der Spitze“ als politisches Problem vorzustellen, mit zwei Linien geantwortet: (1) Verweigerung, dass es Reichen eigentlich gut geht wie immer und (2) der Rest es so schlecht hat wie er es verdient. 

Wenn aber die Verleugnung nicht mehr greift, behaupten sie, dass die rasant steigenden Einkommen an der Spitze gerechtfertigte Belohnung für die erbrachten Leistungen sind. Man soll sie ausserdem nicht „1 Prozent“ nennen, sondern „Job-Schöpfer“.

Wie soll aber die Verteidigung aussehen, wenn die Reichen einen grossen Teil ihres Einkommens nicht von der Arbeit, die sie verrichten, sondern aus dem Vermögen, das sie besitzen, ableiten? Und wie ist es damit, wenn grosse Reichtümer zunehmend nicht aus dem Unternehmen, sondern aus der Vererbung stammen?

Was Piketty zeigt, ist, dass diese nicht müssige Fragen sind. Westliche Gesellschaften vor dem Ersten Weltkrieg waren in der Tat von einer Oligarchie mit erebtem Vermögen beherrscht. Und sein Buch präsentiert ein überzeugendes Argument dafür, dass wir auf dem Weg zurück in Richtung dieser Verhältnisse sind.


Einkommensungleichheit in den USA, Graph: Thomas Piketty

Was ein Konservativer heute befürchtet, ist, dass diese Diagnose verwendet werden könnte, höhere Steuern für Reiche zu fordern. Die Konservativen könnten versuchen, Piketty auf materielle Weise zu widerlegen. Aber soweit gibt es kein Anzeichen dafür. 

Stattdessen bleibt alles bei Beschimpfungen, um Piketty als Marxist zu denunzieren, was eigentlich nur dann Sinn ergibt, wenn die blosse Erwähnung des ungleich verteilten Reichtums aus einem Menschen einen Marxist macht.

Die Buchbesprechung von WSJ geht so weit, Pikettys Aufforderung, mit progressiver Besteuerung die Konzentration von Reichtum zu begrenzen, als die Übel des Stalinismus zu bezeichnen.

Die Tatsache, dass Apologeten für Amerikas Oligarchie keine kohärente Argumente vortragen können, bedeutet nicht, dass sie politisch auf der Flucht sind. Geld regiert die Welt. Dank (zum Teil) dem Roberts-Court (dem Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten) ist Geld mehr Macht als je zuvor.

Dennoch kommt es auch auf Ideen an, wie wir über die Gesellschaft reden und sogar, was wir tun, so Krugman. Und die durch Piketty ausgelöste Panik zeigt, dass der rechten Seite des politischen Spektrums die Ideen ausgehen.

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