Samstag, 15. Februar 2014

Arbeitslosigkeit und Dezentralisierung der Lohnverhandlungen in Deutschland

Tim Taylor befasst sich in seinem Blog mit dem Rückgang der deutschen Arbeitslosigkeit. Die Arbeitslosenquote in Deutschland ist im März 2005 (gemessen an OECD-Daten) auf 12,1% gestiegen und dann mehr oder weniger stetig gesunken. Während der Great Recession gab es nur einen kleinen Knick.

Es gibt im Wesentlichen drei Kategorien von Erklärung für die bemerkenswerte Entwicklung des Arbeitsmarktes, bemerkt Taylor:

(1) Die Dezentralisierung der Lohnverhandlungen in Deutschland ab den 1990er Jahren, 

(2) Die "Hartz-Reformen" Mitte der 2000er Jahren und 

(3) Die Auswirkung der Einführung der Gemeinschaftswährung auf die konjunkturelle Situation in Deutschland.

Zum ersten Punkt gibt es eine Analyse („From Sick Man of Europe to Economic Superstar: Germany’s Resurgent Economy“) von Christian Dustmann, Bernd Fitzenberger, Uta Schönberg und Alexandra Spitz-Oener.

Die Löhne in Deutschland sind seit rund 1994 weniger als die Produktivität gestiegen. Die Lohnstückkosten sind wesentlich langsamer gestiegen als in den anderen EU-Ländern und in den USA. Die Löhne wurden in dieser Zeit zugleich auch deutlich ungleicher.

In der folgenden Abbildung ist die Entwicklung der 85., der 50. und der 15. Perzentile der Löhne zu sehen.



Lohnwachstum in Deutschland für Perzentile 85, 50 und 15, Graph: Tim Taylor in: Conversable Economist

Der zweite Punkt betrifft die Hartz-Reformen, die zwischen 2003 und 2005 stattfanden. Das Arbeitslosengeld wurde (in Bezug auf die Berechtigung, Grössenordnung und Dauer) gekürzt.

Im dritten Punkt geht es um die Entwicklung des deutschen Aussenhandels im Einklang mit der Euro-Einführung. Der Überschuss im Aussenhandel ist ab 2001 durch die Decke geschossen. Das Wechselkurs-Niveau war niedrig genug, um unverhältnissmässige Überschüsse im Handel zu generieren.

Während Wissenschaftler und Politiker über die Gründe der Verringerung der Arbeitslosigkeit in den letzten Jahren weiter diskutieren, hält Taylor als Fazit fest, dass keine der möglichen Antworten einfach ist.


1 Kommentar:

Eric B. hat gesagt…

Ich hätte noch drei Aspekte:


4. aktive Industriepolitik
5. antizyklische Politik nach der Finanzkrise
6. Basar-Ökonomie mit Hilfe Osteuropas u.a. Billiglohnländer