Donnerstag, 3. Oktober 2013

Austerität und lange Phase des Leidens

Nach einer tiefen, dreijährigen Rezession ist die Wirtschaft in der EU28 im zweiten Quartal 2013 um 0,4% gewachsen. Es ist das beste Quartalsergebnis seit Anfang 2011.

Für die meisten Europäer gibt es aber kaum einen Grund zum Feiern, weil sich in ihrem Leben in den letzten Monaten kaum etwas Erkennbares verändert hat. Die Arbeitslosenquote lag im August bei 12%.

Trotzdem beharren einige europäische Politiker darauf, dass diese schwache Erholung zeige, dass die Austerität (Kürzung der Staatsausgaben und Erhöhung der Steuern) funktioniere, schreibt Paul Krugman in NYTimes.

George Osborne, der britische Schatzkanzler hat in einem Vortrag im vergangenen Monat gesagt, dass die Ökonomen, die einen allmählichen Abbau des Haushaltsdefizits befürwortet hatten, damit falsch liegen. Wolfgang Schäuble, der deutsche Finanzminister besteht darauf, dass die Eurozone auf dem Weg der Besserung sei, sowohl strukturell als auch konjunkturell.

Sie irren sich. Und schlimmer noch, so falsch, dass die Aussichten von Millionen von Europäern, die sich darum bemühen, eine Arbeit zu finden, schädigen. Mehr als ein Fünftel der Europäer unter 25 Jahren ist arbeitslos und sei werden wahrscheinlich mehrere Jahre arbeitslos bleiben.

Die Gegner der harschen Sparmassnahmen haben nie argumentiert, dass das Wachstum unter diesen Bedingungen nie zurückkommen würde. Vielmehr vertraten sie die Ansicht, dass der Versuch, die Staatsausgaben inmitten eines tiefen Abschwungs zu viel und zu schnell zu senken, die Rezession unnötig verlängern und verschärfen würde.


Entwicklung des BIP nach Rezessionen und Finanzkrisen im Länder-Vergleich, Graph: Spencer Dale und James Talbot „Forward guidance in the UK“, Sept 13, 2013 in voxeu

Die jüngsten Wirtschaftsdaten legen nahe, dass genau das heute in Europa geschieht. Die Erholung der Wirtschaft in Grossbritannien und den Ländern der Eurozone erfolgt in den letzten fünf Jahren viel langsamer als der durchschnittliche Erholung der entwickelten Ländern nach Rezessionen und grossen Finanzkrisen seit 1960, hält Krugman fest.

Es überrascht daher nicht, dass weder Grossbritannien noch die Euro-Zone das Produktionsniveau vor dem Ausbruch der Krise von 2008 erreicht hat.

1 Kommentar:

Hardy hat gesagt…

hmmm....eine Sache finde ich aber dann besonders widersprüchlich: Engeland hat (wie die USA) seine eigene Währung, die Euroländer nicht. Engeland hat (wie die USA) eine extrem hohe Neuverschuldung, verfolgt also eigentlich das Keynesianische Rezept und keine Austerität. Und trotzdem steht es schlechter da als der Euroraum? Das passt nun wirklich nicht zusammen.