Mittwoch, 7. August 2013

Komplexität in der Finanzwelt bedeutet oft Profit

Es ist bemerkenswert, dass die Stabilität der Finanzbranche fünf Jahre nach der Krise genauso schwer festzulegen ist wie zuvor, schreibt Adam Davidson in einem lesenswerten Artikel („Did we waste a financial crisis?“) in NYTimes Magazin.

Eine grosse Bank (oder Finanzinstitut) könnte jede einzelne regulatorische Anforderung erfüllen. Dennoch ist sie der Gefahr ausgesetzt, zusammenzubrechen. Und nur wenige von uns wissen etwas davon.
Trotz endlosen Forderungen nach einem Wandel, beklagen sich Ökonomen, mit denen sich Davidson unterhalten hat, dass die Berichte, die die Banken über ihre Finanzen vorlegen, nutzlos sind: Das weitläufige Dodd-Frank-Gesetz von 2010 hat bislang keine Abhilfe geschaffen.

Die Meinungen unter Ökonomen gehen diametral auseinander. Die rechten Volkswirte beschuldigen die Linke, die Banken zu fesseln und den Wohlstand zu untergraben. Die linken Volkswirte argumentieren, dass die relativ lasche Regulierung, die die Rechte unterstützt, zu einer korrupten Oligarchie führt. Es gibt aber laut Davidson trotzdem einen Konsens über eine der wichtigen Fragen. Eine grosse Mehrheit (ob links oder rechts) befürwortet nämlich höhere Eigenkapitalanforderungen. Das heisst, dass Banken nicht erlaubt werden soll, so viel Fremdkapital aufzunehmen.

Anat Admati, Stanford University vertritt die Ansicht, dass die Banken ihre Finanzen verdrehen. Charles Calomiris, Columbia University setzt sich für die  Banken ein. Unabhängig davon sind sich die zitierten Uni-Professoren darin einig, dass die Vorschriften der Regulierung zu verwirrend sind und die Öffentlichkeit irregeführt wird.

Es ist nicht einmal möglich, die Capital Adequacy Ratio (CAR) angemessen zu beobachten. Es handelt sich dabei um eine Kennzahl, die das Kernkapital einer Bank in Prozent der risikogewichteten Aktiva messen soll.

Das Problem ist jedoch, was sowohl Admati als auch Calomiris betonen, dass die Regeln den Banken die freie Hand geben, mit der Verwendung von komplexen Formeln den eigenen Verschuldungsgrad (leverage ratio) selber zu bestimmen, und zwar beruhend auf unterschiedliche Definitionen von Eigenkapital und Fremdkapital. Wenn das Ganze selbst für Uni-Professoren als Experte verwirrend ist, was macht es für den Rest von uns einen Sinn, fragt Davidson zurück.

Zahlreiche Ökonomen treten dafür ein, das aktuelle System durch etwas Einfaches zu ersetzen. Die Regulatoren sollen das Eigenkapital eng, und das Fremdkapital breit definieren. Admati ist der Ansicht, dass das Eigenkapitalpolster 20 bis 30% der Bilanzsumme einer Bank ausmachen soll. 

Experten, die nicht auf der Gehaltliste der Banken stehen, favorisieren starke und einfache Regulierung für die Banken. In der Finanzwelt ist es aber so, dass die Komplexität oft Gewinn bedeutet. Die Einfachheit als Kennzeichen für Vertrauen ist zwar gut für die Wirtschaft, aber lausig für die Wall Street Boni, lautet das Fazit des Autors.

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