Samstag, 9. Februar 2013

Warum halten Unternehmen so viel Bargeld?


Dass US-Unternehmen enorme Mengen an Bargeld horten, gilt im Allgemeinen als eines der Rätsel und Frustrationen der schleppenden Konjunktur seit dem offiziellen Ende der Great Recession im Juni 2009. Es handelt sich dabei immerhin um eine Summe von 5‘000 Mrd. US-Dollar.

Warum halten aber US-Unternehmen so viel Cash? Und wie können Unternehmen angeregt werden, diese Mittel zu investieren? Es war in der Tat bereits in den 1990er Jahren offensichtlich, dass US-Unternehmen auf so viel Bargeld sitzen, bemerkt Tim Taylor in seinem Blog.

Um herauszufinden, warum die Ereignisse der letzten Jahre Unternehmen dazu veranlasst haben, mehr Bargeld zu horten, sollten wir über die Einflüsse in den letzten Jahrzehnten nachdenken, argumentiert der Ökonom und deutet auf eine aktuelle Forschungsarbeit (“Why Are Corporations Holding So Much Cash?”) von Juan M. Sànchez and Emircan Yurdagul hin.

Ein Grund könnte natürlich sein, dass der Anstieg der liquiden Mittel mit dem Wirtschaftswachstum insgesamt zu tun hat. Daher lohnt es sich, das Verhältnis des Bargeldes (cash) zu Netto-Vermögen (net assets) zu überprüfen. Gemessen daran beginnt das Wachstum an Cash etwa 1995, beschleunigt sich in den frühen 2000er Jahren und geht dann in der Great Recession einen Schritt zurück. Und schliesslich kommt es zu einer Abprallung.



Der Bestand der US-Unternehmen an Bargeld und anderen flüssigen Mitteln, Graph: Juan M Sànchez and Emircan Yurdagul in: “Why Are Corporations Holding So Much Cash?”, The Regional Economist, Federal Reserve Bank of St. Louis, January 2013


Im Grossen und Ganzen gibt es zwei Gründe, warum Unternehmen mehr Bargeld halten: vorsorgliche Motive und Rückführung von Steuern, erklären die Autoren.

Vorsorgliche Motive beziehen sich auf die Vorstellung, dass die Unternehmen in einer unsicheren Situation arbeiten, einschliesslich der Unsicherheit, wo Stress und Chancen steigen können und ob es ihnen gelingen würde, Kredit zu günstigen Bedinungen zu bekommen. Vor diesem Hintergrund bietet Cash Flexibilität.

Die Steuern für die im Ausland tätigen Unternehmen werden durch die Differenz zwischen den Steuern, die im Ausland bereits bezahlt wurden, und den Steuern, die die US-Steuersätze implizieren würden, bestimmt. Daher haben Unternehmen den Anreiz, die im Ausland erzielten Erträge im Ausland zu behalten, legen die Autoren dar.

Sanchez und Yurdagul werfen ferner einen Blick auf die Industrien: Der IT-Sektor hockt auf deutlich mehr Cash, obwohl auch der Bauprodukte-Sektor seit dem Ende der Immobilienkrise viel mehr Bargeld beibehält als zuvor. Was ausserdem auffällig ist, dass es auch auf die Grösse von Unternehmen ankommt. Kleinunternehmen halten im Vergleich zu Grossunternehmen mehr Bargeld.

Fazit: Die Argumente der Autoren stimmen einen nicht zuversichtlich, dass es eine bestimmte Politik Einfluss darauf hat, dass Unternehmen über 5 Billionen US-Dollar an Cash halten. Es ist z.B. nicht verständlich, warum kleinere IT-Unternehmen das Bedürfnis haben, so viel Bargeld zurückzubehalten. Das Horten von Cash durch US-Unternehmen ist nicht auf ein Nach-Rezession-Phänomen zurückzuführen.

Keine Kommentare: