Montag, 18. Februar 2013

Mindestlohnerhöhung: Ja oder Nein?


Präsident Obama hat in seiner Rede zur Lage der Nation u.a. vorgeschlagen, den Mindestlohn von 7,25$ pro Stunde auf 9,0$ zu erhöhen.

Mark Thoma befasst sich in einem lesenswerten Artikel („Does raising the minimum wage really help workers?”)  in CBS money watch mit der Frage, ob es sich dabei um eine gute Idee handelt oder einen besseren Weg gibt, Arbeitnehmern mit niedrigem Lohn zu helfen.

Eine Erhöhung des Mindestlohns steigert das Einkommen derjenigen, die bereits beschäftigt sind. Aber es erhöht die Kosten für ungelernte Arbeitskräfte und möglicherweise verringert die Zahl der Menschen, die von Unternehmen angestellt werden, erklärt der an der Oregon University lehrende Wirtschaftsprofessor.

Es gibt also Gewinner und Verlierer. Diejenigen, die beschäftigt sind, sind besser dran, wenn der Mindestlohn erhöht wird, und diejenigen, die eine Anstellung suchen, sind schlechter dran.

Wenn die Auswirkungen auf die Beschäftigung sich als klein erweisen, dann können wir sicher sein, dass ein Anstieg des Mindestlohns netto einen positiven Effekt für die privaten Haushalte auslöst, die Unterstützung brauchen.

Was sagt die Forschung darüber aus? Es kommt darauf an, welche Studie man sich näher ansieht.

Pro: David Card (California, Berkeley) und Alan Krueger (Princeton) bemerken, dass eine Erhöhung des Mindestlohns keine wesentlichen Auswirkungen auf die Beschäftigung hat.

Contra: David Neumark und William Wascher vertreten eine andere Ansicht, wonach ein Anstieg des Mindestlohns die Lage der Arbeitnehmer verschlechtert, wenn der Mindestlohn ansteigt.

Zusammenfassung: John Schmitt fasst die empirische Arbeit über die Auswirkungen einer Mindestlohnerhöhung auf die Beschäftigung insgesamt zusammen.

Gibt es aber einen besseren Weg, um das Einkommen der Geringverdiener zu verbessern? Es gibt den Earned Income Tax Credit (EITC), eine Lösung, die die Zustimmung sowohl der Sozialdemokraten als auch der Konservativen findet. Milton Friedman hat beispielsweise die negative-income-taxes Politik (staatliche Transferleistungen zur Deckung des Existenzminimums) unterstützt.

Demokraten favorisieren den EITC wegen seiner Fähigkeit, Familien aus der Armut zu befreien. Und Konservativen mögen den EITC wegen der Anreize für die Menschen im Vergleich zu herkömmlichen Armut-Begleitungsprogrammen. Warum soll also der EITC nicht erhöht werden anstelle von Mindestlohn?

Es gibt laut Thoma zwei Gründe. (1) Jedes Programm, das die Ausgaben der öffentlichen Hand erhöht, hat im heutigen Umfeld der Politik keine Chance, durchgesetzt zu werden. Ein Anstieg des Mindestlohns ist daher aus Sicht der Politik attraktiver. (2) Der EITC hat ferner hohe Verwaltungskosten, während die administrativen Kosten einer Mindestlohnerhöhung sehr niedrig sind.

Fazit: Der Mindestlohn bleibt als die einzige realistische Möglichkeit, um das Einkommen der Haushalte am unteren Ende der Einkommensverteilung zu erhöhen. Es mag nicht der beste Ansatz sein, so Thoma, aber wenn die jüngste Forschung nahelegt, dass ein Anstieg des Mindestlohns keine wesentlichen Auswirkungen auf die Beschäftigung hat, dann kann das Konzept funktionieren.

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