Mittwoch, 2. Januar 2013

Out: Inflation Targeting – In: NGDP Targeting


Solange das nominale BIP-Wachstum stabil ist, bleibt die Kerninflation gut verankert, schreibt Scott Sumner in einem lesenswerten Artikel („Make nominal spending the new target“) in FT.

Im Jahr 2012 gab es einen zunehmenden Konsens, dass die Grundsätze des modernen Central Banking nicht ausreichen, hebt der an der Bentley University, Waltham lehrende Wirtschaftsprofessor hervor.

Die grossen Zentralbanken haben sich nach den inflationären 1970er Jahren Inflation Targeting auf ihre Fahnen geschrieben. Und ein Viertel Jahrhundert schien das neue System zu funktionieren, mit dem Ergebnis eines stabilen Wirtschaftswachstums und einer niedrigen Inflation. Aber es wird immer klar, dass mit dem Standardmodell etwas nicht mehr stimmt, erklärt Sumner.

Man betrachte dafür die aktuelle Debatte über die Finanzpolitik. Inflation Targeting sollte nachfrageorientierte Fiskalpolitik obsolet machen. Die Geld- und Fiskalpolitik beeinflussen nach allen die exakt gleichen Variablen: die gesamten nominalen Ausgaben, oder wie die Ökonomen es nennen: die gesamtwirtschaftliche Nachfrage.

Sobald eine Zentralbank ein Inflationsziel festlegt, legt sie auch den Weg für die gesamtwirtschaftliche Nachfrage fest. Welche Rolle können aber in diesem Fall Konjunkturprogramme (fiscal stimulus) spielen? Wie die Diskussionen in den vergangenen Jahren zeigen, sind die Befürworter und Gegner von Stimulus so lautstark wie eh und je.

Inflation Targeting ist auf zwei Arten gescheitert, hält Sumner fest: (1) Es war ein schlechter Indikator dafür, zu beobachten, wie angemessen die gesamtwirtschaftliche Nachfrage ist und (2) es ist anfällig für die Liquiditätsfalle, wo die nominalen Zinsen auf der Null Grenze liegen.

Inflation Targeting ist gescheitert, weil es auf die Wachstumsrate der Preise, nicht auf das Preisniveau abzielt. Als die Preise in den USA im Jahr 2009 fielen, hat die Fed nicht versucht, den Ausfall mit einem höheren Inflationsziel auszugleichen. Stattdessen hat sie einen Ansatz „lass die Vergangenheit ruhen“ an den Tag gelegt. Dies macht es schwer, die Real-Zinsen auf der Null Grenze (zero lower bound) zu senken, erläutert Sumner weiter. Und die Wirtschaft steckt tief in einer Liquiditätsfalle.

Dieses Problem tritt, da, wenn die Wirtschaft sehr schwach ist, nicht einmal ein Inflationsziel von 2% hilft, Erwartungen anzuregen, um die Nachfrage anzukurbeln. Es gibt bereits viel Geld im System, betont Sumner. Was notwendig ist aber, durch höhere Ausgaben die Erwartungen im Hinblick auf das Wachstum anzuregen, sodass das Geld in Umlauf kommt.

Das heisst nicht, dass die verschiedenen QE-Programme (mengenmässige Lockerung der Geldpolitik) nicht hilfreich gewesen seien. Sie haben dazu geführt, dass die Preise von Vermögenswerten gestiegen sind und ein noch tiefer Abschwung verhindert wurde. Aber sie waren nicht ausreichend, eine schnelle Erholung der Wirtschaft zu ermöglichen. In der Eurozone gibt es überhaupt keine Erholung. Es ist klar, dass die grössten Zentralbanken der Welt sich 2013 neu orientieren müssen: Steuerung des nominalen BIP-Wachstums, nicht der Wachstumsrate der Preise, fasst Sumner zusammen.

PS: Mehr zum Thema „NGDP-Targeting“ in diesem Blog mit pro und contra Punkten: Hier.

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