Freitag, 2. November 2012

TBTF-Banken und Kapitalzuschläge


Der Finanzstabilitätsrat (FSB) hat gestern Abend die Liste der „too-big-to-fail“-Banken der Welt veröffentlicht. Der FSB (Financial Stability Board) stuft insgesamt 28 Banken weltweit als systemrelevant (SIB: systematically important banks) ein. Acht davon kommen aus den USA: Bank of America, Bank of New York Mellon, Citigroup, Goldman Sachs, JPMorgan Chase, Morgan Stanley, State Street und Wells Fargo.

Die Banken werden auf der Liste in vier „Körbe“ verteilt. Im ersten „Korb“ erscheinen Citigroup, JPMorgan, Deutsche Bank und HSBC. Der zusätzliche Kapitalzuschlag (capital surcharge) für diese vier Banken ist höher als die anderen Banken auf der Liste. Die Frage ist aber, ob der zusätzliche Kapitalpuffer gross genug ist. Alle Banken müssen bis 2019 einen Kapitalpuffer von mindestens 7% ihrer Vermögenswerte vorlegen. Die systemrelevanten Banken wie z.B. Citigroup und JPMorgan haben einen Eigenmittelpuffer von 9,5% aufzubauen.

Citigroup hat nach eigenen Angaben bereits im III. Quartal 2012 8,6% erreicht. JPMorgan beziffert die eigene Quote mit 8,4%, wie DealB%k, NYTimes berichtet. Es handelt sich dabei aber um Schätzungen.

Ein Problem mit dem von dem FSB geforderten Kapitalpuffer ist, dass es auf risikogewichtete Aktiven (RWA: Risk Weighted Assets) abgestellt wird. Das heisst, dass die Vermögenswerte (assets) in einer Weise gemessen werden, dass unterschiedliche Risikostufen in Betracht gezogen werden. Die Folge ist, dass die Vermögenswerte, die für die Berechnung des zusätzlichen Eigenkapitalzuschlags (surcharge) herangezogen werden, verkleinert werden. M.a.W. würde die Kapitalquote für viele Banken geringer ausfallen, wenn RWA (Risikogewichtung) nicht als Grundlage verwendet würden. Deshalb liefert die neue Weltliste des FSB keine Antwort darauf, ob die zusätzlichen Eigenmittelpuffer zu wenig sind.

Auf einer Konferenz, die im Rahmen der Federal Reserve Bank von Cleveland am Donnerstag stattgefunden hat, hat Martin Hellwig Kapitalzuschläge von 20% gefordert. Der an der University of Bonn lehrende Wirtschaftsprofessor argumentiert, dass ein höherer Eigenkapitalpuffer „grossen sozialen Nutzen“ bringt und niedrigere soziale Kosten“ bedeutet.

Bemerkung: In der Schweiz müssen UBS und CS nach Empfehlung der Expertenkommission der Regierung ihre risikogewichteten Aktiven ab dem Jahr 2019 mit 19% Eigenkapital unterlegen.

PS:

Der FSB ist auf dem Gipfel der G20 im April 2009 in London gegründet und überwacht das globale Finanzsystem. Der FSB hat seinen Sitz in Basel, in der Schweiz.

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