Samstag, 2. Juni 2012

Was geht am CDS-Markt ab?


Die CDS-Prämien betragen weltweit derzeit nur für vier Volkswirtschaften jeweils weniger als 100 Basispunkte. Es sind gemäss CMA-Daten die USA (49 Basispunkte), Grossbritannien (75 Basispunkte), Schweden (70 Basispunkte) und die Schweiz (54 Basispunkte).

Es handelt sich dabei um Staaten mit jeweils einer stabilen Regierung und einer eigenen Landeswährung. Die Verschuldung der öffentlichen Hand in den betreffenden Volkswirtschaften macht insgesamt rund 14‘500 Mrd. US-Dollar aus, wobei 84% davon auf die USA entfallen.

Die USA bleiben eine der vier grossen Volkswirtschaften mit CDS-Prämien weniger als 100 Basispunkten, was bedeutet, dass das Land nahezu risikolos betrachtet wird.

Wir erinnern uns an das Frühjahr 2010. Die gängige Meinung legte nahe, auch im Angesicht der niedrigen Inflation, der hohen Arbeitslosigkeit und der sehr günstigen Kreditkosten, dass die USA sofort das Haushaltsdefizit senken und die kurzfristigen Zinsen bis Ende Jahr dramatisch erhöhen soll.

Der Leithammel der gängigen Meinung war vertreten durch Raghuram Rajan, Chicago University, Bill Gross, PIMCO, Niall Ferguson, Harvard University und die Republikanische Partei, um nur ein renommierte paar Namen zu nennen. Es wurden verschiedene Argumente für Fiscal Austerity vorgelegt, um sofortige Kürzung der Staatsausgaben und die Straffung des geldpolitischen Kurses zu rechtfertigen.

Die Zinsen sind nicht durch die Decke geschossen. Auch nachdem die Ratingagentur Standard & Poor’s die Kreditwürdigkeit der USA herabgesetzt hat.


CDS-Prämien (49,22 Basispunkte) für US-Staatsanleihen (5 Jahre), Graph: Bloomberg

Warum nicht? Weil es, wenn die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle steckt, in einem depressiven Umfeld zu keinem crowding out kommt. Das heisst, dass die privaten Aktivitäten durch die staatliche Handlung nicht verdrängt werden.

In einer angeschlagenen Wirtschaft konkurrieren die öffentliche Hand und der private Sektor nicht um die Finanzierungsmittel am Kapitalmarkt. Der Staat findet einfach eine Verwendung für die überschüssige Ersparnisse (excess savings) der Privatwirtschaft, wie Paul Krugman in seinem neuen BuchEnd This Depression Now!“ ausführlich beschreibt.

Depression Economics bedeutet daher, dass die Zinsen selbst auf der Nullgrenze nicht tief genug sind, ausreichend Ausgaben in der Wirtschaft zu veranlassen und die Vollbeschäftigung wiederherzustellen. Und es gilt: no boom, no inflation.

PS:

Bei CDS (Credit Default Swaps) handelt es sich um eine Absicherung gegen eventuelle Kreditausfälle. Investoren wollen mit CDS Forderungen gegen Staaten und/oder Unternehmen absichern. Der Anstieg der Prämien für die Absicherung bedeutet eine Verschlechterung der Risikowahrnehmung von Kreditqualitäten. Ein Rückgang der CDS-Prämien deutet hingegen auf eine Verbesserung der Lage am Kreditmarkt hin.

Wer eine Kreditausfallversicherung (CDS) für eine Forderung gegen Staatsanleihen z.B. der USA abschliessen will, muss eine jährliche Prämie der versicherten Summe zahlen. Die CDS-Prämie für die USA beträgt zur Zeit 49,22 Basispunkte. Das heisst, dass die Investoren 0,49% der Summe, die sie absichern wollen, als Versicherungssumme zahlen müssen.

1 Kommentar:

Cangrande hat gesagt…

Worauf muss ich Sätze wie
"...konkurrieren die öffentliche Hand und der private Sektor nicht um die Finanzierungsmittel am Kapitalmarkt"
beziehen: auf das Inland (also z. B. die USA) oder auf die Welt (d. h.: wo wird dem Sachverhalt - und ggf. dem Problem - Rechnung getragen, dass/ob die Chinesen usw. (wohl auch wir als Land mit Leistungsbilanzüberschuss?) weiterhin Gelder in die USA pumpen.
Bzw. was passiert, wenn die damit aufhören?