Mittwoch, 20. Juni 2012

EZB und Lücke in Wettbewerbsfähigkeit


Richard Koo (h/t to Business Insider) befasst sich mit der Problematik der Wettbewerbsfähigkeit im Euro-Raum.

Der Chefökonom von Nomura Research Institute sagt, dass die EZB nachdem Platzen der Tech-Blase 2000, wo Deutschland schwer involviert war, eine aussergewöhnlich lockere Geldpolitik verfolgt hat, um die Wirtschaft anzukurbeln, sodass Deutschland seine Wirtschaft nicht via Fiskalpolitik hätte wiederbeleben müssen.

Dies hat laut Koo im deutschen Binnenmarkt nicht viel zustande gebracht, aber die Blasen an der Peripherie der EU in der Tat hochgedreht, was dazu führte, dass die Einfuhren aus Deutschland einen Boom erlebten. Die Länder an der Peripherie häuften Schulden an, was dem deutschen Export-Sektor zu Gute kam, sodass Deutschland sich vor dem Bammel der Nach-Tech-Blase hat nicht anstecken lassen.

Die Länder in Südeuropa, welche in IT-Bubble nicht involviert waren, hatten damals eine starke Volkswirtschaft und eine robuste private Nachfrage nach Finanzierungsmöglichkeiten genossen. Der 2%ige Leitzins der EZB hat daher zu einem starken Wachstum des Geldangebots geführt, was die wirtschaftlichen Expansionen anheizte und die Immobilienblase fütterte.

Löhne und Preise sind in Südeuropa derart gestiegen, dass die Länder im Verhältnis zu Deutschland an Wettbewerbsfähigkeit verloren haben. Kurzum: Der ultra-niedrige Leitzins hatte nur geringe Auswirkungen auf Deutschland, das unter einer Bilanz-Rezession gelitten hatte. Aber die Zinsen waren für andere Länder in der Euro-Zone zu niedrig, was zu sehr unterschiedlichen Inflationsraten führte, erläutert Koo.

Da Deutschland zunehmend an Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zu starken Volkswirtschaften in Südeuropa gewonnen hat, stiegen die Ausfuhren so stark, dass das Land aus der Rezession kam. Der deutsche Handelsbilanzüberschuss hat den von Japan und China überstiegen und wurde damit zum weltweit grössten Plus.

Nicht Südeuropa, sondern die EZB ist verantwortlich für die Lücke in Wettbewerbsfähigkeit, hält Koo fest.

Koo erzählt davon, dass er in einem Gespräch mit einem hochrangigen EZB-Vertreter im Jahre 2005 gesagt habe, dass es unfair sei, die Länder in Südeuropa zu zwingen, durch die Ankurbelung ihrer Volkswirtschaften, Deutschland zu retten, ohne von Deutschland ein Konjunkturpaket (fiscal stimulus) zu fordern, zumal es Deutschland gewesen sei, das in der Blase sein Konto überzogen hat.

Die offizielle Antwort habe gelautet, dass es das sei, was eine gemeinsame Währungsunion bedeute: Deutschland konnte keine Ausnahme für ein Konjunkturpaket gewährt werden. Die einzige Möglichkeit sei daher gewesen, die ganze Eurozone mit einer lockeren Geldpolitik zu beleben.

Mit anderen Worten wäre eine solche dramatische Lockerung der Geldpolitik durch die EZB laut Koo nicht notwendig gewesen, wenn Deutschland ein Konjunkturpaket geschnürt hätte, um die Bilanz-Rezession anzugehen.

Das heutige „Problem der Wettbewerbsfähigkeit“ ist daher nach Ansicht von Koo auf die Vertragsbestimmungen v.a. in Bezug auf die 3%ige Obergrenze für Haushaltsdefizite zurückzuführen, was bei dieser Art von Rezessionen eine Zumutung für die EZB in Sachen Geldpolitik bedeutet. Die Länder Südeuropas sind nicht Schuld.

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