Mittwoch, 11. April 2012

Was heisst Kaufkraftparität (PPP)?


Nick Rowe erklärt in seinem Blog anhand eines praktischen Beispiels, was unter Kaufkraftparität (PPP: Purchasing Power Parity) zu verstehen ist.

1) Der an der Carleton University, Kanada lehrende Wirtschaftsprofessor fragt zuerst nach einem freiwilligen Studenten. Es ist vom Vorteil, wenn der Student aus einem Land kommt, welches Rowe kaum kennt.

2) Dann fragt Rowe diesen Studenten nach dem Namen der Währung aus seiner Heimat und der Student antwortet: (sagen wir) „Schilling“.

3) Rowe versucht dann, den Wechselkurs zwischen Schilling und dem kanadischen Dollar zu erraten. Er hat keine Ahnung. Auch der Rest der Studenten im Hörsaal haben keinen Schimmer, abgesehen von dem sich freiwillig gemeldeten Studenten.

4) Dann bittet Rowe den Studenten, den Preis eines Dutzend Eier in seiner Heimat (oder einer Tasse Kaffee, oder was auch immer) zu nennen. Der Student erwähnt den Preis.

5) Rowe erinnert die Studenten, dass ein Dutzend Eier in Kanada rund 2,50$ kostet. Dann haben alle im Hörsaal eine zweite Chance, den Wechselkurs zu erraten. Wenn der Student z.B. sagt, dass ein Dutzen Eier in seiner Heimat 10 Schilling kostet, dann schätz Rowe, dass der Wechselkurs 4 Schilling/1 Dollar beträgt.

6) Der Student teilt dem Hörsaal den Wechselkurs mit und alle sehen, wie nahe sie mit der Schätzung des zweiten Versuchs liegen.

Es funktioniert i.d.R. recht gut. Denn

1) Über die Hälfte der Studenten findet heraus, was PPP bedeutet und kann dem Rest der Studenten erklären, was unter PPP zu verstehen ist.

2) Die Studenten lernen, wie eine Theorie falsch liegen kann, aber dennoch nützlich ist. Der zweite Versuch zum Erraten von PPP ist nie genau richtig, aber er ist viel besser als der erste wilde Schätzung.

3) Die Studenten lernen den Unterschied zwischen einer bedingten Prognose (die zweite Schätzung) und einer unbedingten Prognose (die erste Schätzung) kennen.

4) Wenn die Schätzung in Bezug auf die PPP falsch ist, (was immer der Fall sein wird, zu einem gewissen Grad), fragt Rowe den Studenten, warum er die Eier nicht in seiner Heimat günstig kauft, in seinen Koffer einpackt, um sie dort, wo es teuer ist, zu verkaufen, wenn er zwischen Kanada und seiner Heimat fliegt? Das vermittelt den Studenten sowohl den ausgleichenden Mechanismus hinter der PPP als auch die Grenzen der PPP in einer Welt mit Transportkosten und anderen Beschränkungen im Handel.

PS: Prof. Rowe will den Unterricht das nächste Mal mit einem weiteren Gut durchführen: etwas, was die Studenten häufig kaufen. Rowe könnte z.B. den Big Mac Index nehmen. Ob es auch pädagogisch funktioniert, ist natürlich eine andere Frage.

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