Freitag, 6. April 2012

Lobbyisten mit JOBS Act am Kapitalmarkt


Der sog. JOBS Act ist ein Sieg des Glaubens über die grundlegende Logik. Die motivierende Idee scheint zu sein, dass kleine Unternehmen, wenn wir die Regulierung über den Prozess der Kapitalbeschaffung abbauen, schneller zum Kapital kämen und auf diese Weise neue Arbeitsplätze entstehen würden, schreibt James Kwak in mit Simon Johnson gemeinsam verwalteten Blog The Baseline Scenario.

Viele Menschen haben auf einige Probleme mit dem Gesetzesentwurf hingewiesen. Zum Beispiel hat Andrew Ross Sorkin das Potenzial von Unternehmen hervorgehoben, Investoren auszunehmen. Auch Steven Davidoff hat darauf Aufmerksam gemacht, dass die Regulierung wahrscheinlich nicht der Grund für den Rückgang der Anzahl der Börsengänge (IPO) von kleinen Unternehmen ist.

Es gibt ein paar fundamentale Missverständnisse, erklärt Kwak. Erstens ist es nicht klar, dass die Lockerung der Regulierung es für Unternehmen günstiger machen würde, Kapital zu beschaffen. Sicherlich würde die Abschaffung der Anforderung der unabhängigen Bücherprüfung Unternehmen ermöglichen, ein paar Dollar zu sparen. Aber was wirklich auf die Kapitalkosten Einfluss nimmt, sind nicht die Spesen, sondern der Preis, den die Anleger bereit sind, für das Kapital zu zahlen.

Wenn kleinen Unternehmen gestattet wird, für Investoren weniger Informationen bereitzustellen, dann könnte es für sie teurer werden, Kapital zu beschaffen, hält Kwak fest.

Zweitens und noch wichtiger, dass es definitiv nicht wahr ist, dass mehr Kapital für jeden immer eine gute Sache ist. Die Immobilienblase, wenn nicht anderes, hätte in dieser Hinsicht überzeugen sollen. Es gibt viele Start-ups, die riskant sind und hohen Kapitalkosten gegenüberstehen sollten. Man denke nur an die Internet-Blase (internet bubble). Für solche Unternehmen es einfacher zu machen, Kapital zu beschaffen, ist eine schlechte Sache, nicht eine gute, hebt Kwak hervor.

Der Co-Autor des Buches 13 Bankers erwähnt ferner zwei weitere Punkte, dass eine Lockerung der Berichtspflichten schlecht für Unternehmen ist. Gute Unternehmen profitieren von härteren Offenlegungspflichten (disclosures), weil es ihnen möglich macht, sich von schlechten Unternehmen zu unterscheiden.

Darüber hinaus sollten die Anforderungen für kleine Unternehmen höher sein, wenn man unterschiedliche Standards für grosse und kleine Unternehmen sucht. Eine Theorie der Wertpapiermärkte ist, dass die Regulierung unnötig ist, weil die Marktteilnehmer die Emittenten überwachen. Kwak hat keinen Zweifel daran. Aber es gilt sicherlich vielmehr für grosse Unternehmen als für kleine Unternehmen. Denn die grossen Unternehmen bekommen im Vergleich zu kleinen Unternehmen Tonnen von Aufmerksamkeit von institutionellen Investoren.

Fazit: Weniger Regulierung bedeutet nicht automatisch mehr Kapitalbeschaffung für Investitionen. Und mehr Kapital bedeutet auch nicht immer eine gute Sache für Kleinunternehmen.

PS: Es ist laut Mark Thoma ein Sieg der Lobbyisten. Der an der University of Oregon lehrenden Wirtschaftsprofessor deutet auf Justin Fox hin, der bemerkt, dass JOBS Act die Finanzjournalisten des Landes in Missfallenbekundung vereinigt habe. Aber die Mitglieder des US-Kongresses scheinen etwas bessere Argumente auf ihrer Seite zu haben als die Journalisten, bedauert Fox.

PPS:

Zum Thema JOBS Act siehe auch das lesenswerte Interview mit Prof. Jay R. Ritter in diesem Blog.

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