Montag, 20. Februar 2012

EZB: Jean-Claude Trichet versus Mario Draghi

Jean-Claude Trichet, der von November 2003 bis Oktober 2011 das Amt des EZB-Präsidenten innehatte, war ein plumper Verfechter der expansiven Sparpolitik (expansionary austerity). Er hat die Ansicht vertreten, dass die restriktive Fiskalpolitik expansiv sei.

Trichet glaubte daran, dass schonungsloses Sparen die wirtschaftliche Erholung vorantreiben würde, weil das Vertrauen ein Schlüsselfaktor sei. Die Idee war, dass die wilden Kürzungen der Staatsausgaben das Vertrauen von Konsumenten und Unternehmen fördern würde. Das Vertrauen würde dann die Konsumausgaben und die Investitionen ankurbeln.

Trichet hatte im April und im Juli 2011 die Zinsen angehoben, um die angebliche Hyperinflationsgefahr via expansive Sparpolitik zu bekämpfen. Der Glaube an Vertrauen Fee (confidence fairy), die nie aufgetaucht ist, hat sich inzwischen als fatal erwiesen.

Sein Nachfolger Mario Draghi hat unmittelbar nach der Amtsübernahme die sträflich dummen Zinsentscheidungen rückgängig gemacht. Dann hat der gegenwärtige EZB-Präsident eine grosse Ausweitung der Kreditvergabe (LTRO) arrangiert.

Die Finanzierungskosten für Spanien und Italien, die kurz vor einer finanziellen Kernschmelze standen, haben sich folglich signifikat verringert. Das ist eigentlich ein Triumph von Anti-Sparpolitik (anti-austerity), wie Paul Krugman heute in seiner Kolumne („Pain Without Gain“) in NYT hervorhebt.

Auch George Soros findet für Draghi lobende Worte, wie der legendäre Hedge Fonds Manager sich gestern in einem Panelgespräch in New York geäussert hat: „Draghi hat die Kreditklemme (credit crunch) in Europa entlastet, was sehr wichtig ist“.

Während Trichet wie Don Quijote gegen die Windmühlen Hyperinflation kämpfte, muss sein Nachfolger Draghi aber die Deflationsgefahr in der Eurozone unterbinden. Denn Merkel und Sarkozy wollen das Wachstum in Europa durch die Kürzung von Preisen und Löhnen (internal devaluation) fördern, was am Ende in eine Deflation münden wird. Der klassische Fehler, den der deutsche Reichskanzler Heinrich Brüning in den Jahren 1930-1932 begangen hat, weil er versucht hat, während der Schrumpfung der Wirtschaft kompromisslos zu sparen.

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