Donnerstag, 24. November 2011

Stress mit Refinanzierung steigt in der Eurozone

Herkömmliche Stress-Indikatoren zeigen steigende Werte in der Eurozone an. Die EURIBOR-EONIA-Spreads (das ist das Pendant zu LIBOR-OIS) sind auf Höchststände seit Anfang des Jahres 2009 geklettert.

Auch die Refinanzierungskosten in US-Dollar für europäische Institutionen steigen stark. Die EURO-USD 3 Monate Cross-Currency Basis, welche die zusätzlichen Kosten für den Erhalt von US-Dollar im FX Swap-Market zeigt, hat sich ausgeweitet und beläuft sich derzeit auf Minus 140 Basispunkte.

Doch im Gegensatz zu der Krise im Jahr 2008 ist der Refinanzierungsdruck eine Folge, nicht eine Ursache der jüngsten Anspannungen im Finanzsystem, heben Calvin Tse und Laurence Mutkin, Morgan Stanley in ihrer heute vorgelegten Forschungsarbeit hervor.

Die aktuellen Turbulenzen an den Finanzmärkten werden v.a. von Problemen in Bezug auf die Staatsanleihen und den Fragen in Bezug auf die Zahlungsfähigkeit getrieben.


EURIBOR-EONIA, Graph: Calvin Tse und Laurence Mutkin, Morgan Stanley

Die zunehmenden Refinanzierungsspreads sind auf die erhöhten Kosten der Liquidität zurückzuführen, nicht auf die Verfügbarkeit der Liquidität. Die Zentralbanken hatten im September 2008 in Antwort auf die Finanzkrise aggressiv Liquidität in die Märkte gepumpt, sowohl durch herkömmliche als auch durch unkonventionelle Instrumente.

Die Fed hat mengenmässige Lockerung der Geldpolitik (QE: quantitative easing) vorangetrieben. Die EZB hat unbegrenzte Liquiditätsfazilitäten (MRO und LTRO) bereitgestellt.



Cross-Currency Basis Swaps (Refinanzierungskosten in USD für europäische Institute), Graph: Calvin Tse und Laurence Mutkin, Morgan Stanley

PS: Der negative Wert bedeutet, dass die Kreditehmer weniger Euro erhalten, wenn sie Zahlungen in Dollar im Austausch für einen im voraus vereinbarten Betrag Dollar leisten

Heute ist zu beobachten, dass alle Renditen in der Eurozone ansteigen, sowohl an der Peripherie als auch im Kern. Das heisst, dass auch die Rendite der deutschen Bundesanleihen mitsteigen. Das legt nahe, dass das systemische Risiko in der Eurozone zugenommen hat und einige Investoren ihre Vermögenswerte aus der Eurozone zurückziehen und in andere Währungen tauschen. Die USA sind der einzige Markt, der gross und liquide ist, um solche Ströme zu absorbieren. Das dürfte nicht ohne Auswirkungen auf den Wechselkurs USD/EURO verlaufen.

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