Sonntag, 6. November 2011

EZB und Chuck Norris Effekt

Der Chuck-Norris-Effekt der Geldpolitik bedeutet, dass eine Zentralbank kein Geld zu drucken braucht, um den geldpolitischen Kurs zu lockern, wenn sie eine glaubwürdige Zentralbank mit einem glaubwürdigen Ziel ist.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat es unlängst unter Beweis gestellt, dass sie die Geldpolitik durch die Ankündigung einer Abwertung der eigenen Währung weiter lockern kann (auch wenn die Zinsen auf praktisch Null liegen).

Wenn die SNB es kann, warum nicht die Fed und die EZB? Siehe dazu auch den lesenswerten Eintrag von David Beckworth in seinem Blog.

Die EZB gebärdet sich als eine Zentralbank mit einem flauschigen Inflationsziel  und agiert in diesem Sinne unklar in Bezug auf die künftige Geldpolitik. Dies ist auch auf der ersten Pressekonferenz des neuen EZB-Präsidenten Mario Draghi deutlich aufgefallen. Der Nachfolger von Jean-Claude Trichet hat zwar die Zinsen gesenkt, aber er hat in Richtung lender-of-last-resort-Fazilität eine klare Absage erteilt.

Wann will aber die EZB intervenieren, wenn die Angst der Investoren vor Insolvenz in Bezug auf Italien eine Abwärtsspirale in Gang setzt und Spanien und Portugal unter noch mehr Druck geraten? Es ist zudem ein offenes Geheimnis, dass Frankreichs AAA-Rating auf der Kippe steht. Dann würde auch die EFSF in die Ecke gedrängt.

Deswegen vertritt Paul De Grauwe die Ansicht, dass die Ansteckung, nur wenn die EZB sich verpflichtet, die Anleihen der gefährdeten Länder der Eurozone zu kaufen, verhindert werden kann. Die EZB muss nur sagen, so DeGrauwe, dass sie es zur Not tut. Das ist genau der Chuck Norris-Effekt der Geldpolitik. Die EZB muss also sein Versprechen, illiquide Staatspapiere von finanzschwachen EU-Ländern zu kaufen, nicht einmal einlösen. Es genügt, darauf hinzuweisen. Die Investoren haben dann mehr Vertrauen, dass sie ihr Geld zurückbekommen. Wenn aber die EZB von vornherein sagt, dass sie das Programm zum Kauf von Staatsanleihen ungern umsetzt und nur begrenzt und vorübergehend, dann wirkt ihr Ansatz kontraproduktiv.

PS:

Der Begriff „Chuck Norris Effekt und Zentralbanken“ ist von Nick Rowe geprägt worden. In einem lesenswerten Eintrag in seinem Blog erklärt der an der Carleton University lehrende Wirtschaftsprofessor, was genau darunter zu verstehen ist.

Zum Schluss zur Auflockerung ein Chuck Norris Witz, falls der Leser damit nicht vertraut ist: Chuck Norris liest keine Bücher, er starrt sie an, bis sie ihm erzählen, was er wissen muss.

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