Samstag, 6. August 2011

Warum es S&P nicht angeht, die USA herunterzustufen

Robert Reich befasst sich in seinem Blog mit der Herabstufung der US-Bonität durch die Ratingagentur Standard & Poor’s. Die Agentur hat das Rating der USA heruntergestuft, weil sie nicht denkt, dass die USA auf gutem Weg sind, die Staatsverschuldung genug zu senken, um S&P zufrieden zu stellen. „Und wir tun es nicht in einer Weise, wie es S&P am liebsten gefällt“, bemerkt der an der University of California lehrende Wirtschaftsprofessor.

„Verzeihen Sie mir, zu fragen, aber wer hat S&P die Autorität verliehen, zu erklären, wie viel Schulden die USA abbauen und wie?“, bemerkt der ehem. Arbeitsminister in der Clinton-Regierung.

„Wenn wir unsere Rechnungen begleichen, sind wir kreditwürdig. Wenn nicht, sind wir es wahrscheinlich nicht. Unser Kreditrisiko ist dann schlecht. Wenn, wie und um wie viel wir unsere langfristige Staatsverschuldung oder genauer gesagt, das Verhältnis der Schulden zum BIP zurückfahren, geht S&P überhaupt nicht an“, hält Reich fest.

S&P’s Einmischung in die amerikanische Politik ist auch ironisch, weil viel der gegenwärtigen Verschuldung direkt oder indirekt auf S&P’s Versagen zurückgeht, vor dem Ausbruch der Finanzkrise ihren Job zu machen, was auch auf die anderen grossen Ratingagenturen wie Fitch und Moody’s zutrifft, erläutert Reich weiter.

Bis zum Vorabend des finanziellen Zusammenbruchs hat S&P AAA-Ratings für die riskantesten Produkte (MBS und CDO) der Wall Street verteilt. Hätte S&P ihren Job gemacht und die Anleger davor gewarnt, wie viel Risiken die Wall Street eingeht, wäre die Spekulationsblase am Immobilienmarkt nicht so gross geworden. Und das Platzen der Blase hätte die Wirtschaft nicht mit nach unten gezogen.

„Sie und ich und andere Steuerzahler hätten die Wall Street nicht retten müssen. Millionen von Amerikanern wären jetzt nicht arbeitslos gewesen. Der Staat hätte mit einem Konjunkturpaket die Wirtschaft nicht stützen müssen, um Millionen von Arbeitsplätzen zu retten und viel mehr Steuereinnahmen würden heute von den Privatpersonen und Unternehmen in die Staatskasse fiessen und das Geschäft für Unternehmen ginge besser als es jetzt der Fall ist“, erklärt Reich.

Mit anderen Worten: Hätte S&P ihre Arbeit im letzten Jahrzehnt richtig gemacht, wäre das heutige Haushaltsdefizit viel geringer gewesen und die Verschuldung des Staats in Bezug auf die Zukunft würde nicht so bedrohlich aussehen.

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