Freitag, 5. August 2011

Wall Street Journal versus Paul Krugman

„Stellen Sie sich vor, jemand, der zwischen 2000 und 2011 nur die Leitartikel von Wall Street Journal liest, und jemand, der in derselben Zeitperiode die gesammelten Kolumnen von Paul Krugman liest. Welcher Leser wäre besser informiert gewesen, was die Realitäten der aktuellen Wirtschaftskrise betrifft? Die Antwort sollte uns zu denken geben“, schreibt David Frum in einem lesenswerten Beitrag in seinem Blog FrumForum.

Die reflexartigen Reaktionen der Kommentatoren lauten: „aber Obamas Konjunkturprogramm ist gescheitert. Und das Haushaltsdefizit“...Bla bla...“Und Krugman hat einen Bart“ usw. usw.

Es ist irgendwie ärgerlich, wenn die Leute behaupten, dass Krugman gesagt habe, dass das Konjunkturpaket funktionieren würde. „Wie viel lauter hätte ich aber davor warnen können, dass das Paket grob unzureichend war?“, bemerkt der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor in seinem Blog.

Natürlich hat auch das WSJ behauptet, dass das Konjunkturpaket nicht funktionieren würde. Aber der Unterschied lag in „wie“, was angeblich zum Scheitern verurteilt war, beschreibt Krugman weiter.
Das WSJ hat die Ansicht vertreten, dass die Kreditaufnahme durch die öffentliche Hand die privaten Investitionen verdrängen und die Zinsen in die Höhe treiben würde. Die Bond Vigilantes (zur Definition) würden die Wirtschaft ruinieren. Als der entsprechende Leitartikel erschien, lag die Rendite der US-Treasury Bonds mit 10 Jahren Laufzeit auf 3,7%, erinnert Krugman. Und der Leitartikel behauptete, dass die Rendite kräftig weiter ansteigen würde.

Krugman hat die Ansicht vertreten, dass die staatliche Kreditaufnahme in einer Liquiditätsfalle die Zinsen nicht in die Höhe treibt. Und die Renditen sind gedrückt geblieben, solange die Wirtschaft deprimiert verlief.

Das ist ein ziemlich eindeutiger Test, dass Sie, wenn Sie dem WSJ gefolgt wären, viel Geld verloren hätten, hält Krugman fest.

Inflation ist ein anderes Thema: das WSJ hat immer wieder geschrieben, dass ein grosser Inflationsanstieg bevorstehe. Die Rohstoffpreise haben dieses Problem in gewissem Masse getrübt. Aber selbst die aktuellen Entwicklungen in Sachen Inflation sind dort, was die Keynesianer vorausgesagt haben, näher gewesen, als was die Rechtsaussen-Linie vertreten hat, unterstreicht Krugman mit Nachdruck.

Er hätte natürlich viel lieber einen angemessenen wirtschaftspolitischen Ansatz erlebt als durch die Art des wirtschaftlichen Scheiterns bestätigt worden zu sein, fasst Krugman als Fazit zusammen.

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