Samstag, 13. August 2011

Fed-Abweichler und Fakten der Wirtschaft

Narayan Kocherlakota, Fed-Präsident von Minneapolis war einer der Fed-Mitglieder, die auf der FOMC-Sitzung am 9. August dagegen gestimmt hat, dass die Fed das Versprechen aussprach, die Zinsen bis mindestens Mitte 2013 in der Spanne von Null bis 0,25% zu belassen. Die Abweichung war angesichts der Tatsache, dass so etwas zuletzt im November 1992 passiert ist, ungewöhnlich.

„Der Widerstand von Kocherlakota und vermutlich auch der anderen Abweichler gegen die expansive Geld- und Fiskalpolitik basiert nach eigenen Angaben auf fallende Arbeitslosigkeit und steigende Inflation. Das ist aber offensichtlich nicht wahr“, bemerkt Paul Krugman in seinem Blog mit dem Hinweis darauf, dass Mark Thoma Recht hat.

Thoma hält in seinem Blog fest, dass das Tempo der wirtschaftlichen Erholung laut Kocherlakota gerade gut ist. Deshalb seien keine akkommodierenden Vorkehrungen notwendig. Die Inflation sei seit November angestiegen  und die Arbeitslosigkeit gefallen.



US: employment population ratio, Graph: Prof. Paul Krugman

Das ist eine statistische Auswertung, die den Anteil der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter zeigt, die eine Beschäftigung hat. Die Kennzahl wird verwendet, um die Fähigkeit der Wirtschaft zur Schaffung von Arbeitsplätzen zu bewerten (meine Anmerkung).

Aber er erkennt nicht an, dass das Datum November zu einem gewissen Grad handausgelesen ist. Seit Januar ist die Arbeitslosigkeit tatsächlich gestiegen, gerade zwei Monate danach, nachdem Kocherlakota begonnen hat, die Daten zusammenzuzählen. Ist er nun damit zufrieden?, fragt Thoma. Wenn wir für die Inflation die von Kocherlakota bevorzugte Messung an den Tag legen, ist der PCE (Kern) seit dem letzten November von 1,0% auf 1,3% gestiegen.

Der Wert hat sich zwischen Mai und Juni (in den beiden Monaten lag der Wert auf 1,3%) nicht bewegt. Hyperinflation? Wenn wir vom Zielwert der Fed von 2% ausgehen, dürfte die Inflation das Ziel in 1 ½ Jahren erreichen.

Kocherlakota scheint den Ausgangspunkt seiner Daten sehr selektiv ausgewählt zu haben, bemerkt auch Krugman. Der Rückgang der Arbeitslosigkeit ist im Grunde genommen ein statistisches Artifakt, was nicht die tatsächlichen Job-Gewinne widerspiegelt, ergänzt der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor. Die employment-population-ratio ist kaum vom Fleck gekommen, wie in der Abbildung zu sehen ist.

Auch die Kerninflation verschwindet langsam. Es gibt einen guten Grund, anzunehmen, dass der bescheidene Anstieg auf einen Ausrutscher der Rohstoffpreise zurückzuführen ist.


PCE Inflation (1 Monat), Jahresrate, Graph: Prof. Paul Krugman

Fazit: Das ist keine auf Fakten basierende Politik. Die Fed-Dissidenten sind offensichtlich auf der Suche nach Ausreden, um eine Straffung der Geldpolitik zu rechtfertigen. Sie schauen auf die Fakten, nur wenn sie Unterstützung für ihre Vorurteile suchen, fasst Krugman zusammen. Wie das alte Sprichwort sagt: ein Betrunkener sucht einen Laternenmast, um sich zu stützen, nicht um der Beleuchtung willen.

Keine Kommentare: