Mittwoch, 31. August 2011

Das dunkle Zeitalter der Makroökonomie

In einem Artikel in FT wird berichtet, dass die meisten bekanntesten Namen im Finanzsektor in Sachen Performance so weit ein katastrophales Jahr gehabt haben. Kurzum: Die „masters of universe“ haben kläglich versagt. Darunter John Paulson und Bill Gross.

Vor rund einem Jahr hatte BusinessWeek einen Artikel („Krugman or Paulson: Who You Gonna Bet on?”) gebracht, in dem Paul Krugmans Ansichten mit denen von John Paulson verglichen wurden. Der Artikel übermittelte die Botschaft, was den Ton betrifft, dass „wir dem Milliardär glauben sollen, nicht dem dummen Akademiker“.

Regelmässige Leser Krugmans Blog wissen, dass der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor sich gegen Pimco’s jüngsten Behauptungen, dass die Zinsen nach dem Ende von QE2 durch die Decke schiessen würden, höchst kritisch gestellt hat. Bill Gross bereut inzwischen seine Wette gegen US-Staatsanleihen, wie FT Alphaville beschreibt.

Nun nimmt Krugman in seinem Blog dazu Stellung, und zwar nicht in erster Linie aus Schadenfreude. Der Träger des Wirtschaftsnobelpreises möchte stattdessen darauf hinweisen, dass es ein einfaches Prinzip gegeben hat, die Dinge in der Kleinen Depression zurechtzurücken: Hicks.

Das grundlegende IS-LM-Modell, mit seiner Möglichkeit von einer Liquiditätsfalle hat sich als eine sehr gute Anleitung in diesen unruhigen Zeiten erwiesen. Und es gibt einen Grund dafür: IS-LM bilden die Grundlagen der Wirtschaftswissenschaft, wie Krugman bereits in den 1990er Jahren hervorgehoben hatte, die sich auf eine Welt, in der es neben der Produktion von Waren auch einen Geld- und Bond-Markt gibt, anwenden lassen.

Abgesehen von der Annahme von sticky prices (kurzfristig träge Preise) handelt es sich dabei um ein grundlegendes, minimales und überzeugendes Modell. Es sollte nicht überraschen, dass es vieles davon erklärt, was gerade geschieht.
„Doch die Menschen kennen das Modell nicht. Das heisst, dass sie keinen einfachen Rahmen haben, um darüber nachzudenken, wie Geld, Zinssätze und die Realwirtschaft interagieren“, bekräftigt Krugman.

Von welchen Menschen redet aber Krugman? Vermögensverwalter. Natürlich habe sie eine Menge über einzelne Märkte und Unternehmen zu wissen. Sie haben viel Erfahrung. Aber es geht nun um Makro-Fragen, und zwar solche, die seit den 1930er Jahren nicht gesehen wurden. Solche Talente sind viel weniger relevant als üblich. Pimco hatte einst Paul McCulley im Team. Seitdem McCulley Pimco verlassen hat, erfindet das Unternehmen die Theorien einfach so in Eile. Und welches Modell auch Paulson für seine Analysen verwendet, ist es nicht IS-LM.

Aber auch Ökonomen kennen es nicht. „Wir leben in einem dunklen Zeitalter der Makroökonomie, wo viele vom Beruf dem Wissen aus der Vergangenheit den Rücken kehren“, legt Krugman dar.

Wenn Krugman von der Liquiditätsfalle redet, meint er das Problem auf der Null-Untergrenze, was aus dem IS-LM-Modell hervorgeht. Daran gemessen steckt die Wirtschaft heute in einer Liquiditätsfalle. Ende der Geschichte. „Sie können dazu übergehen und eine andere Definition erfinden und dann leugnen, dass wir in einer Liquiditätsfalle sind. Aber wen kümmert es?“, so Krugman. Der ursprünglichen Bedeutung nach, wie das Modell sie bereitstellt, was ja auch gut funktioniert, ist die Wirtschaft heute in einer Liquiditätsfalle. 

Fazit: Der Punkt ist, die Krise zu verstehen hat nicht v.a. damit zu tun, dass man super-schlau oder aufschlussreich ist, sondern mit dem Wissen und der Bereitschaft, die grundlegende Analyse über die Makroökonomie, die man im ersten Jahr gelernt hat, anzuwenden. Krugman hält es für traurig und beunruhigend, wie wenige Menschen in der Lage oder willens sind, das zu tun.

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