Dienstag, 19. Juli 2011

Par-Bonds für die Eurozone

„Die einzig realistische und vernünftige Lösung ist eine geordnete und marktorientierte (aber zwingende) Umschuldung der gesamten griechischen Staatsschulden“, schreibt Nouriel Roubini in einem lesenswerten Kommentar („The Eurozone’s Last Stand“) in Project Syndicate.

Wie kann aber ein Schuldenerlass ohne massive Verluste für griechische Banken und ausländische Banken im Besitz griechischer Anleihen erreicht werden?

Roubinis Antwort darauf ist, dass man „die Massnahmen während der Staatsschuldenkrisen in Uruguay, Pakistan, der Ukraine und in vielen anderen Schwellenökonomien nachahmt, wo ein geordneter Tausch von alten gegen neue Anleihen drei charakteristische Merkmale aufwies“: (1) sog. „Par-Bonds“ mit einem identischen Nennwert und einer langen Laufzeit (20 bis 30 Jahre), (2) Zinssätze weit unter den aktuell untragbaren Marktzinssätzen und (3) sowie Kupons nahe am oder unter dem ursprünglichen Kupon.

„Selbst bei nicht vermindertem Nennwert griechischer Anleihen würde eine Laufzeitverlängerung immer noch einen massiven Schuldennachlass für Griechenland bedeuten“, unterstreicht der an der Stern School of Business der New York University lehrende Wirtschaftsprofessor.

Der Vorteil eines Par-Bonds ist, dass die Gläubiger Griechenlands (Banken, Versicherungen und Rentenfonds) ihre griechischen Anleihen weiterhin zu 100 Cents auf einen Euro bewerten und dabei massive Bilanzverluste vermeiden könnten, legt Roubini dar.

Gleichzeitig wäre die beste Möglichkeit, eine Ansteckung einzudämmen, die Umsetzung eines pan-europäischen Plans zur Rekapitalisierung der Banken in der Eurozone, so der Vorsitzende von Roubini Global Economics.

„Schliesslich bedarf es Strategien in der Eurozone zur Wiederherstellung des Wirtschaftswachstums in den Ländern der Peripherie. Ohne Wachstum führt jedes Sparprogramm und jede Reform nur zu sozialen Unruhen“. ..... „Um das Wachstum anzukurbeln, muss die EZB ihre Zinserhöhungen beenden und eine Kursumkehr einleiten“, fasst Roubini zusammen.

PS: Mit Par-Bonds und Discount Bonds werden zwei bestimmte Typen von Brady Bonds (zur Umschuldung Lateinamerikas in den 1980er Jahren) bezeichnet. „Par“ bezieht sich darauf, dass die Anleihe zum Nennwert ausgegeben wurde. „Discount“ bezieht sich darauf, dass die Anleihe mit einem Abschlag (discount) auf den originären Anleihebetrag emittiert wurde.

Par-Bonds: längere Laufzeit, zum Nennwert und niedrige Verzinsung (unter den marktüblichen Zinsen).

Discount Bonds: kürzere Laufzeit, mit einem Abschlag und höhere, aber marktübliche Verzinsung.

Keine Kommentare: