Samstag, 4. Juni 2011

Griechenland und Wiener Initiative II

Es soll ein neues Hilfspaket für Griechenland geben. Die Massnahmen, die gerade auf dem Tisch liegen, zielen in erster Linie darauf ab, die Liquiditätssituation zu entspannen. Die Zahlungsfähigkeit wird sich aber davon nicht sinnvoll verbessern lassen, wie Morgan Stanley in einem aktuellen Research Paper unterstreicht.

Es ist unterdessen zu beobachten, dass die EZB, während Abflüsse aus griechischen Einlagen der Einwohner der Eurozone von gewöhnlichen Bewegungen deutlich abweichen, die griechischen Banken in einem erheblichen Masse (im Verhältnis zu Aktiva der Banken) unterstützen.


Die EZB finanziert griechische Banken, Graph: Daniele Antonucci, Morgan Stanley




Abflüsse aus Einlagen bei griechischen Banken, Graph: Daniele Antonucci, Morgan Stanley

Inzwischen gibt es keinen Zweifel daran, dass die EZB weder eine sanfte (reprofiling) noch eine harte Umschuldung (rectructuring) befürwortet. Die EZB scheint eher die Variante „rollover“ zu unterstützen.

Es handelt sich dabei um eine Art Wiener Initiative. Im Jahr 2008 kamen die drei grössten österreichischen Banken überein, Osteuropa nicht fallen zu lassen. Bank Austria, Raiffeisen Bank und Erste Bank einigten sich, keine Gelder aus der Region abzuziehen. Dann folgten weitere internationale Banken dem Vorbild. Am Schluss verpflichteten sich rund 15 Banken öffentlich, den von der Krise in Osteuropa getroffenen Tochtergesellschaften, die von IWF und der EU finanziell unterstützt wurden, mit frischem Kapital unter die Arme zu greifen, das heisst, die Darlehen für die Tochtergesellschaften zu verlängern („roll-over“). Die Wiener Initiative war m.a.W. ein kollektives und koordiniertes „gentlemen’s aggrement“. Es fragt sich daher, ob eine freiwillige Zusage der privaten Gläubiger für Griechenland à la „Wiener Initiative II“  möglich ist?

Die Idee, die von Olli Rehn, dem EU-Währungskommissar vorgetragen wird, zielt darauf ab, das Engagement der privaten Investoren aufrechtzuerhalten.

Banken, private Investoren und andere Finanzinstitute, die griechische Staatspapiere halten, sollen sich verpflichten, die Einnahmen aus fällig werdenden Anleihen in neue Schuldtitel zu reinvestiren. Das würde für Griechenland eine Erleichterung bedeuten. Die Investoren aber würden einen Teil (hair cut) ihrer Griechenland Anleihen abschreiben müssen. 

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