Montag, 20. Juni 2011

Eurokrise: Warum sich default lohnt

Als Argentinien vor 10 Jahren seine Schulden nicht mehr bedienen konnte, wurde das Land in den Augen ausländischer Banken und Anleihegläubiger zu einem Paria und von den internationalen Finanzmärkten ausgeschlossen, bemerkt Dani Rodrik in einem lesenswerten Beitrag („Get It Over With“) in NYT (Room for Debate: „The IMF, Greece and Europe: Who Benefits?“).

Doch die Wirtschaft hat sich schnell erholt und dank einer grossen Steigerung der externen Wettbewerbsfähigkeit durch eine starke Abwertung der Währung ein rasantes Wachstum erlebt.

Die Lehre ist, dass Zahlungsunfähigkeit (default) eine bessere Option ist, wenn die Alternative Jahre anhaltende strenge Sparmassnahmen (austerity) ist, erklärt der an der Harvard University lehrende Wirtschaftsprofessor.

In Fall von Griechenland ist dieses Szenario wegen der Mitgliedschaft des Landes in der EU stark kompliziert. Griechenland müsste die Eurozone verlassen, um eine Währungsabwertung zu organisieren. Da es sich dabei um etwas handelt, was die Regeln der Eurozone nicht zulassen, würde ein einseitiger Ausstieg grosse Unsicherheit über die Regeln des Spiels auslösen.

Eine griechische Zahlungsunfähigkeit würde mit ziemlicher Sicherheit als feindlicher Akt von den europäischen Partnern Griechenlands betrachtet, zumal deutsche und andere europäische Banken in der Eurozone gleichermassen Schuld daran sind, an den griechischen Staat übermässig Kredit verliehen zu haben.

Die gegenwärtige Strategie scheint leider Grichenland zu diesem Ergebnis zu zwingen. Sie ist bezeichnet, deutsche und andere europäische Gläubiger und Anleihegläubiger zu schützen, während die griechischen Arbeitnehmer, Rentner und Steuerzahler die Rechnung zahlen müssen. Das macht ökonomisch keinen Sinn und funktioniert auch politisch nicht, legt Rodrik dar.

So oder so, Deutschland, Frankreich und andere Gläubiger der Eurozone sind am Haken. Wenn Griechenland schliesslich in Zahlungsverzug gerät, müssen sie für das Versagen ihrer Banken zahlen. Es wäre für sie viel besser und für die Zukunft der Eurozone, wenn diese Realität schnell erkannt würde. Eine koordinierte, vereinbarte Überarbeitung der Regeln wird nicht einfach sein. Aber es würde weniger Schaden anrichten als das Beharren auf strenge Sparmassnahmen (austerity), die politisch untragbar sind und der Zahlungsverzug und der Ausstieg, die auf Grund des Drucks der Strasse erzwungen werden, fasst Prof. Rodrik zusammen.

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