Montag, 20. Juni 2011

Die Fed und die Taylor-Regel in Praxis

James Hamilton berichtet in seinem Blog über seine Teilnahme an der Jahrestagung der Society for Financial Econometrics, die von der University of Chicago veranstaltet wurde. Einer der vielen interessanten Vorträgen beschreibt die Veränderungen der Fed-Politik im Verlauf der Zeit, erzählt der an der University of California, San Diego lehrende Wirtschaftsprofessor.

Eine Formulierung, die häufig verwendet wird, um die Geldpolitik der Fed zusammenzufassen, ist die sog. Taylor-Regel (siehe mehr), die der US-Notenbank nahelegt, einen höheren Zinssatz festzulegen, wenn die Inflation hoch ist und einen niedrigeren Zinssatz vorzugeben, wenn es eine grosse Lücke zwischen der Höhe des BIP und dem geschätzten Potenzial der Wirtschaft für die Produktion gibt.

Die abgeleitete Wahrscheinlichkeit, dass die Fed sich an einem akkommodierenden geldpolitischen Regime einhält, Graph: Li, Li und Yu in No-Arbitrage Taylor Rules with Switching Regimes (2010)

Die Taylor-Regel regt an, dass die Fed in Reaktion auf einen Prozentpunkt Anstieg der Inflation die kurzfristigen Zinsen um mehr als 1 Prozentpunkt erhöhen muss, um die Wirtschaft auf einem stabilen Pfad zu halten. Eine Forschungsarbeit von Li, Li und Yu, die auf der SoFiE Konferenz vorgestellt wurde, deutet an, dass die Fed diese Regel bisher vielleicht mit verschiedenen Koeffizienten an verschiedenen Zeitpunkten verwendet hat.

Die Autoren legen nahe, dass ein Regime-Switching Modell solche Verschiebungen ermögliche: Es gebe einige Zeitperioden, in denen die Taylor-Regel genau eingehalten wurde (ein Anstieg der Inflation um 1% hat die Fed zu einer Zinserhöhung um 1,5% veranlasst) und es gibt Zeitperioden, in denen dies nicht zutrifft (ein Anstieg der Inflation um 1% hat die Fed zu einer Zinserhöhung um nur 0,86% veranlasst).

Die Abbildung zeigt die abgeleitete Wahrscheinlichkeit auf, dass die Fed eine akkommodierende Geldpolitik an verschiedenen historischen Daten geführt hat. Die Autoren schliessen daraus, dass die Fed in den 1960er und 1970er Jahren die Taylor-Regel nicht eingehalten hat und erst später im letzten Jahrzehnt zu einem akkommodierenden geldpolitischen Regime übergegangen ist.

Es ist interessant, sich die Beschreibung der jüngsten Dekade im Detail anzusehen, legt Hamilton dar.


Wie die Fed die Taylor-Regel in den vergangenen Jahren angewendet hat, Graph: Li, Li und Yu in No-Arbitrage Taylor Rules with Switching Regimes (2010)


Die rote Kurve zeigt den Verlauf der 3-Monats-T-Bills über die Zeitperiode 2000-2007.

Die blaue Kurve zeigt den Zinssatz, den die Fed festgelegt hätte, wenn sie der historisch pro-aktiven Regel gefolgt wäre.

Die fuchsienfarbige Kurve zeigt den vorhergesagten Zinssatz unter der akkommodierenden Regel.

Die Fed scheint das Jahrzehnt mit der pro-aktiven Regel gestartet und dann auf eine Regel unterhalb der akkommodierenden Regel umgeschwenkt zu haben.

Prof. John Taylor hat auf der Konferenz argumentiert, dass eine Abkehr von der in den 1990er Jahren geführten Geldpolitik ein Faktor gewesen ist, der zum übermässigen Immobilienboom und den anschliessenden Problemen beigetragen hat.

Prof. James Hamilton hingegen vertritt die Ansicht, dass Taylor den Beitrag der niedrigen Zinsen überbewertet. Die schwache Regulierung des Schatten Bankensystems stellt laut Hamilton eine viel wichtigere Ursache des Problems dar.

Dennoch stimmt Hamilton zu, dass die lockere Geldpolitik von 2003 bis 2005 ein Fehler war.

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