Dienstag, 31. Mai 2011

Ertragskurve als Indikator

Die Steigung der Zinsstrukturkurve hat heute den Ruf, einen einfachen Indikator für das Wirtschaftswachstum zu bieten. Es ist einfach zu verstehen: eine inverse Ertragskurve (kurzfristige Zinsen höher als langfristige) deutet auf eine Rezession in etwa vier Quartalen hin. Eine steile, aufwärtsgerichtete Steigung der Ertragskurve (kurzfristige Zinsen tiefer als langfristige) deutet auf ein starkes Wirtschaftswachstum hin und umkehrt. Eine sehr flache Ertragskurve zeigt ein schwaches Wirtschaftswachstum an, erklärt der Blog The Denouement.

Jede der letzten sieben Rezessionen folgte einer Inversion der Zinsstrukturkurve, die rund vier Quartale davor vorging. Die Ertragskurve wurde im August 2006 invers, 5 Quartale bevor die Rezession im Dezember 2007 begann. Im Frühjahr 2007 sagte die Ertragskurve eine Wahrscheinlichkeit von 40% im Hinblick auf eine Rezession im Jahr 2008 vorher.


3-Month Treasury Bill, Graph: Fed St. Louis, May 2011

Die Finanzkrise im Herbst 2008 zeigte sich in der Ertragskurve, als die Investoren in die Qualität flohen. Der 3-Monats-Satz ist für die Woche vom 12. Dezember von 0,07% auf 0,02% gesunken. Das war der niedrigste Stand seit dem Beginn der Serie im Jahr 1982. Die Rendite der US-Treasury Bonds mit 10 Jahren Laufzeit ist von 3,38% auf 2,67% gesunken.

Die Flucht in die Qualität und die Turbulenzen an den Finanzmärkten während der Finanzkrise haben die Ertragskurve als Indikator verzerrt. Die Schätzungen von Anfang 2009, gestützt auf die vergangenen Werte von Spreads und BIP-Wachstum deuteten auf ein reales BIP-Wachstum von rund 3% im folgenden Jahr. Die Flucht in die Qualität hat die Rendite der US-Treasury Bonds zusammen mit dem Fed Funds Rate herabgesetzt. Und der geringer verbliebene Diskontsatz hat zu einer steileren Zinskurve geführt.

Die Ertragskurve (yield curve) deutet derzeit mit einer aufwärtsgerichteten Steigung auf ein starkes Wirtschaftswachstum hin. Aber die aktuellen wirtschaftlichen Bedingungen könnten die Vorhersagefähigkeit der Ertragskruve zunichtemachen. Mit dem Fed Funds Rate von nahe Null liegen die kurzfristigen Zinsen auf nahezu der Null-Grenze. Angesichts der Tatsache, dass die langfristigen Zinsen über den kurzfristigen Zinsen liegen müssen, könnten die kurzfristigen Zinsen nur steigen, aber nicht mehr tiefer fallen. Eine ähnliche Situation wurde in Japan mit der Null-Zinspolitik beobachtet, wobei eine positive Ertragskurve durch das Jahrzehnt aufrechterhalten worden ist.


Hat tip to Mark Thoma.

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