Mittwoch, 1. Dezember 2010

Gral der Makroökonomie

In einem gestern in WSJ veröffentlichten Artikel („Economist’ Grail: A Post-Crash Model“) wird unterstellt, dass die Tatsache, dass die Ökonomen auf der Suche nach einem Modell sind, zeige, dass alle unsere Modelle in der Krise vollständig gescheitert sind. Physiker Doyne Farmer meint, dass wir die Wirtschaft wie Epidemien und Autoverkehr analysieren sollen. Psychoanalytiker David Tuckett glaubt, dass der Schlüssel zu Drehungen des Marktes in den Arbeiten von Sigmund Freund gefunden werden kann. Ökonom Roman Frydman meint, dass wir die Wirtschaft nie mit einer Genauigkeit prognostizieren können. Es scheint um die Frage zu gehen, wie wir eine Welt verstehen können, die nachweislich weitaus komplexer ist als die modernsten Wirtschaftsmodelle annehmen. Es ist wahr, dass die Wirtschaftskrise, wenn man der Makroökonomie der rationalen Erwartungen folgt, zu einer Glaubenskrise führt, obwohl die Süsswasser-Ökonomen (freshwater economist) von der Richtigkeit ihrer Theorie süffisant überzeugt verbleiben.

Decoding the Model, Graph: wsj.com

Aber es ist eine Tatsache, dass diejenigen Ökonomen, die Keynes nicht vergessen haben, die Entwicklungen wie das verlorene Jahrzehnt von Japan und die Finanzkrise in den sog. Schwellenländern aufmerksam verfolgt haben. Sie sind nicht ratlos und sie haben, siehe Paul Krugman, alles über die Liquiditätsfalle und  Bilanzrezessionen (balance-sheet crisis) gewusst. Prof. Krugman hat die erste Auflage von  The Return of Depression Economics im Jahr 1999 vorgelegt. Die Welt, in der wir uns jetzt befinden, ist nicht so verschieden von der Welt, die Krugman in seinem Buch damals beschrieben hat. Und nun finden wir uns dort mitten drin.

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