Donnerstag, 23. Dezember 2010

Geldmengenwachstum ≠ Inflation

James Hamilton knüpft an Menzie Chinns jüngeste Beobachtungen an, um zu zeigen, wie es um Angebot und Nachfrage nach Geld bestellt ist. In einem lesenswerten Eintrag in Econbrowser präsentiert Hamilton als Ausgangspunkt seiner Ausführungen die Quantitätsgleichung des Geldes:

M x V = P x Y

M= Geldmenge, V= Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes, P= Preisniveau und Y= BIP.

Die Grundüberlegung des Monetarismus ist, dass es zwischen dem Wachstum der Geldmenge und jenem des BIP eine stabile Beziehung besteht. „Wir verfügen über direkte Messungen des nominalen BIP (Y). Und wenn wir uns auf eine Definition der Geldmenge (M) einigen, dann haben wir eine Reihe für die Geldmenge. Aber wo haben wir die Daten für das Konzept der Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes (V)?“, fragt der an der University of California, San Diego lehrende Wirtschaftsprofessor.


Monetäre Basis und Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes, Graph: Prof. James Hamilton

Die Antwort ist: Wir haben keine unabhängigen Messungen für die Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes. Wenn also Leute über die Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes als etwas reden, was sie messen können, dann beziehen sie sich auf den Wert von V, welcher die oben angegebene Gleichung als wahr erstellt. Das heisst, dass wir die Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes aus

V = (P x Y) / M

herleiten. Wie oben erwähnt, kommen verschiedene Leute mit verschiedenen Antworten, wie wir die Geldmenge messen können. Eine Massnahme schliesst das von der Öffentlichkeit gehaltene (Bar-)Geld und die überprüfbaren Einlagen ein, erklärt Hamilton. Eine weitere Massnahme ist die monetäre Basis: Notenumlauf + Giroguthaben der Geschäftsbanken bei der Fed. Wir könnten also M1 für M in der obigen Gleichung einsetzen und der resultierende Wert wäre, dass V die Umlaufsgeschwindigkeit von M1 ist, legt Hamilton dar. Oder wir können die monetäre Basis für M einsetzen und der daraus resultierende Wert wäre, dass V die Umlaufsgeschwindigkeit von monetärer Basis ist, erläutert Hamilton weiter. Fazit: man nehme die bevorzugte Grösse für M, und man hat die bevorzugte V. Arnold Kling beispielsweise schlägt vor, dass wir für M Murmeln verwenden können. Das hört sich vielleicht ein wenig albern an. Selbst wenn es keine besondere Beziehung zwischen der Menge an Murmeln und der Sache (Inflation und reales BIP) gibt, um die wir uns kümmern, könnten wir aber weiterfahren und die oben angegebene Gleichung verwenden, um die Umlaufsgeschwindigkeit von Murmeln zu definieren, beschreibt Hamilton. Was man aber herausfinden würde, ist, dass, wenn die Murmeln ansteigen, die Umlaufsgeschwindigkeit von Murmeln zurückfällt. Und es macht keinen Unterschied für das BIP oder die Inflation. In der Abbildung ist zu sehen, dass, wenn M1 steigt, die Umlaufsgeschwindigkeit von M1 zurückgeht, und zwar um fast den ausgleichenden Wert. Verwendet man die Grösse „monetäre Basis“ als M, ändert sich die Abbildung nicht, was die Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes betrifft.


M1-Wachstum und Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes (M1), Graph: Prof. James Hamilton

Das Interesse an einer Gleichung wie M.V=P.Y kommt offensichtlich nicht von der Definition von V für eine willkürliche Auswahl von M her. Stattdessen muss es eine Art „behavioral idea“ geben, so dass es einen gewünschten Wert von M1 oder monetäre Basis oder Murmeln gibt, die die Leute halten möchten. Angenommen, es war der Fall, sodass es auf die gewünschte Menge proportional zum nominalen BIP ankam. Wenn das wahr wäre, würden wir in der Abbildung eine grob konstante Entwicklung von V beobachten, anstatt einen inversen Verlauf der Kurve infolgedessen, was mit M geschehe. In normalen Zeiten ist das nominale BIP eine der wichtigsten Determinanten der Nachfrage nach M1 oder der monetären Basis. In Abwesenheit von anderen Faktoren, die die Nachfrage verändern, gibt es sicherlich einen Zusammenhang zwischen dem Geldmengenwachstum und der Inflation, erklärt Hamilton. Die Bedingungen sind aber gegenwärtig weit von der Normalität. Im aktuellen Umfeld der Wirtschaft geben sich die Banken indifferent gegenüber dem Bestand an Reserven (die sie bei der Fed halten) und der Verwendung als Tagesgeld. Aus diesem Grund ist die Nachfrage nach Reserven und damit die Nachfrage nach der monetären Basis durch die Decke geschossen, ohne Auswirkungen auf das BIP und die Inflation.

Fazit: Prof. Hamilton macht also eine "sophistische" Unterscheidung, dass die Fed Reserven schafft, aber nicht Geld druckt. Die Unterscheidung ist entscheidend. Während die Nachfrage nach Reserven seit 2008 um 1'000 Mrd. $ gestiegen ist, ist der Notenumlauf nicht gestiegen. Wenn aber die Zeit kommt, dass die Banken etwa Besseres mit den Reserven anfangen wollen, anstatt sie bei der Fed zu halten, muss die Fed angemessene Massnahmen treffen, z.B. die Anhebung des Zinssatzes auf Reserven und den Verkauf von bestimmten Vermögenswerten, die die Fed bisher akkumuliert hat.

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