Donnerstag, 11. November 2010

Renommierte Ökonomen zur Frage der „Rückkehr zum Goldstandard“

Robert Zoellick, der Präsident der Weltbank hat in einem Artikel in FT geschrieben, dass die Märkte heute Gold als einen alternativen monetären Vermögenswert benutzen. Zoellick argumentiert, dass es vielleicht Zeit für ein neues internationales System anpassungsfähiger Wechselkurse ist, welches Gold als Bezugspunkt für Inflation und den Wert von Währungen verwenden würde. Vor diesem Hintergrund fragt („Back to a Gold Standard?“) The New York Times (NYT) eine Reihe von renommierten Ökonomen, was sie von der Idee „zurück zum Goldstandard“ halten. „Ich bezweifle, dass Zoellick eine Rückkehr zum Goldstandard im Sinne hat, obwohl Goldbugs und Kritiker gleichermassen davon reden, als ob er das täte“, bemerkt Jeffrey Frankel. „Selbst wenn man grosses Gewicht auf das Ziel der Preisstabilität läge, wäre Gold kein geeigneter Anker“, beschreibt der an der Harvard University lehrende Wirtschaftsprofessor. Die Wirtschaft wäre die Geissel der Laune des Welt-Goldmarktes, wie es im 19. Jahrhundert: Inflation in Zeiten der Gold-Funde und Deflation in Zeiten der Gold-Dürre, so Frankel.


Goldpreis (1 Monat: +3,55%) im Sog der Frage eines modifizierten Goldstandards, Graph: cnnmoney.com

Frankel denkt, dass Zoellick möglicherweise ein anderes Argument vorträgt: „Die Welt bewegt sich von einem monetären System weg, welches von US-Dollar überwältigend als Reservewährung beherrscht wird. „Der Dollar-Anteil an internationalen Reserven geht seit der einseitigen Beendigung des Bretton-Wood Systems im Jahr 1971 zurück. Wird der Dollar von einem Vermögenswert ersetzt? Nein, nicht von einem einzigen Vermögenswert“, hält Frankel fest.

In einer Welt mit so vielen Instabilitäten gibt es eine verständliche Suche nach etwas, was einen stabilen Wert biete, vorzugsweise etwas, was nicht von der Willkür der Regierungen oder vom neusten Vorhaben einer Zentralbank beeinflusst werden kann, bemerkt Simon Johnson. „Leider erweist sich diese Suche ebenso illusorisch wie die Bestrebungen der Alchemisten in vormodernen Zeiten: Es gibt keine Magie um Gold“, so Johnson. Für internationale wirtschaftliche Transaktionen bedeutet die Rückkehr zum Goldstandard feste Wechselkurse. D.h. weg von vom Markt ermittelten Preisen und die Rückkehr zu einem System wie vor 1971, erklärt der ehem. Chefökonom des IWF. Aber es ist schwer vorstellbar, wie es im Hinblick auf die wichtigsten Währungen helfen soll, die heute wiederum der Gegenstand von Kontroversen sind, legt Johnson dar. Die wichtigsten Themen in den USA sind hohe Arbeitslosigkeit, ein instabiles Finanzsystem und längerfristige Probleme um den Haushalt. Wie würde Gold auf jeder Dimension helfen?, fragt Johnson zurück. Die Befürworter eines modifizierten Goldstandards argumentieren, dass es als eine Form Anker dienen würde. Aber in den 1930er Jahren erwies sich der Anker als gebunden um den Hals von einigen Ländern, einschliesslich der USA. Niemand braucht die Art von „Stabilität“, welche mit der „Grossen Depression“ assoziiert, hält Johnson fest. Chinas Wechselkurs ist heute umstritten, gerade weil es den Wechselkurs im Wesentlichen nominal gegen den Dollar fixiert. Gold als Bezugspunkt hinzufügen würde in Sachen Wechselkurs nichts tun, um Einfluss auf das Problem zu nehmen. China hält seine Währung real unterbewertet, mit dem Ziel eines hohen Leistungsbilanzüberschusses, erläutert der Autor des lesenswerten Buches „13 Bankers“. Das ist unfair und verstösst sowohl gegen die Regeln des freien Wechselkurssystems als auch gegen die Erwartungen Chinas Handelspartner, so Johnson. „Der Vorschlag eines modifizierten Goldstandards ist bestenfalls eine Ablenkung. Im schlimmsten Fall kann es von Menschen eingeschnappt werden, die uns von realen Problemen ablenken wollen“, fasst Johnson zusammen.

Die Fähigkeit der Länder, die Geldpolitik zu betreiben, um innenpolitische Probleme zu lösen, hängt davon ab, ob sie über einen festen oder variablen Wechselkurs verfügen, beschreibt Mark Thoma. Im schwankenden Wechselkurssystem hat jedes Land die Fähigkeit, unabhängig eine nationale Geldpolitik zu betreiben. Allerdings verlieren Länder in einem festen Wechselkurssystem die Fähigkeit, wie wenn der Wert der heimischen Währung an Gold gebunden wäre, eine nationale Geldpolitik zu verfolgen. Das liegt daran, dass jeder Versuch, das Geldangebot anzupassen, um binnenwirtschaftliche Probleme zu lindern, dazu führt, dass der Wert der Währung sich im Verhältnis zum Gold verändert, so Thoma. Da die Geldmenge nicht beliebig manipuliert werden kann, ist ein Vorteil der Goldwährung, dass sie die Länder davon abhält, durch zu hohe Geldmenge Inflation zu verursachen: Eine hilfreiche Einschränkung für Länder mit einer Geschichte von Inflationsproblemen, erklärt der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor. Der Nachteil ist, dass die Geldpolitik nicht mehr als Stabilisierungsinstrument zur Verfügung steht. Die Länder sind gezwungen, ihre Abhängigkeit von Fiskalpolitik zu erhöhen, was ihre eigene Probleme schaffen würde. Die Erfahrung der „Grossen Depression“ zeigt, dass der Verlust des Einsatzes der Geldpolitik als Instrument der Stabilisierung ziemlich teuer sein kann, hält Thoma fest. In den 1930er Jahren waren die Länder, die ihr Engagement für den Goldstandard aufgegeben haben, besser dran als Länder, die den Wert ihrer Währung an Gold festgehalten haben. Darüber hinaus zeigen die historischen Erfahrungen mit dem Goldstandard, dass sowohl Inflation als auch Deflation auftreten, weil die Schwankungen in Angebot und Nachfrage für Gold den Goldpreis relativ zu anderen Rohstoffen verändern, schlussfolgert Thoma.

1 Kommentar:

endless.good.news hat gesagt…

Ein weiteres gutes Beispiel für die festen Wechselkurse ist die EU. Deutschland will seine Löhne nicht erhöhen und die anderen Länder können ihre Währungen nicht abwerten. Das bringt global gesehen sicher keine Stabilität.