Mittwoch, 15. September 2010

„Basel III“ und verlogene Rechnungslegung

Nach der Bekanntgabe des Beschlusses des neuen Regelwerkes für die Banken durch den Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht legten die Bankaktien kräftig zu. Warum? Weil das den Namen „Basel III“ tragende Regelwerk (u.a. für Mindeskapitalanforderungen) schwach ist. „Bestenfalls bewegt uns die nominale Kapitalanforderung von „Basel III“ zurück zum Niveau von „Basel I“ und niemand glaubt ernsthaft, dass „Basel I“ Finanzkrisen verhindern würde“, schreibt William Black in einer lesenswerten Analyse („The Big Bang Leads to the Big Whimper“ aka: Basel III) in benzinga. “Ja, „Basel II“ war wahnsinng. Und es war weitgehend durch dieselben Leute zu Stande gebracht worden, welche nun „Basel III“ gestaltet haben“, argumentiert der ehem. Senior S&L-Regulierer. Die Krise wäre aber auch dann geschehen, wenn „Basel III“ vor einem Jahrzehnt verabschiedet worden wäre. Und die Annahme von „Basel III“ wird Krisen in Zukunft nicht verhindern. Nichts in „Basel III“ adressiert grundlegend perverse Anreize, welche Finanzkrisen verursachen und intensivieren“, erklärt der an der University of Missouri, Kansas City lehrende Rechtsprofessor. „Die Betrüge („control frauds“) während der Enron-Ära hätten uns lehren sollen, dass wir Finanzkrisen auch ohne Bankpleiten haben können“, so Black weiter.


Keiner der Artikel von „Basel III“ tangiert Rechnungswesen. Der „Basel III“-Prozess ignoriert fast gänzlich bewusst die Rechnungslegung, welche Prof. Black als die „Wahlwaffe“ („weapon of choice“) im Finanzwesen bezeichnet. Tatsächliche Eigenkapitalanforderungen sind wesentlich niedriger als in den schlechten Tagen von „Basel II“. Sie sind niedriger, weil wir und die Europäer skrupellose Rechnungslegungsvorschriften verabschiedet haben, die Banken erlauben, zu lügen, was ihre Vermögenswerte betrifft, um massive Verluste auf Krediten und Investitionen zu verstecken. „Sollten die USA „Basel III“ annehmen, wären unsere Eigenkapitalanforderungen für die Banken mit ernsthaft unerkannten Vermögensverlusten niedriger als es mit den tatsächlichen Eigenkapitalanforderungen nach „Basel II“ verhängt worden war“, erklärt Black. Das zeige, wie gross die Lügen in Sachen Rechnungslegung sind.

Es gilt, zwei Implikationen der Differenz zwischen Soll- und Ist-Eigenkapitalanforderungen zu betrachten, hebt Black hervor: (1) „Wenn Sie glauben, was die Autoren von „Basel III“ behaupten zu glauben, dass unzureichende Kapitalanforderungen die Bankkrise ausgelöst haben, dann müsste „Basel III“ scheitern. Es sei denn, es beendet die Lüge in Sachen Rechnungslegung“. (2) „Wenn wir über die Rechnungslegung lügen und die Zombie-Banken in den Händen von denjenigen lassen, die sie geplündert und Billionen Dollar an Verlusten verursacht haben, dann machen wir unsere Integrität und unsere Bemühungen im Hinblick auf eine wirtschaftliche Erholung Bedeutungslos. Lügen funktioniert nicht sehr gut. Schauen Sie auf Japan“, legt Black dar. Es hält die Märkte von Aufklärung ab, es belässt die gescheiterten Banken unter der Kontrolle der gescheiterten Banker und es lässt die Banken im Wind drehen, unfähig und unwillig, die Erholung zu finanzieren, schlussfolgert Black.

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