Donnerstag, 12. August 2010

Anleihemarkt: Langfristig tiefe Zinsen und keine Bond-Vigilantes

Die Ankündigung der Fed, dass die Erholung der Wirtschaft schwächer verläuft als bisher wahrgenommen, verleiht inzwischen Anleihemärkten weitere Triebkräfte. Während Defizit-Falken und Mainstream-Ökonomen hemmungslos vor Inflationsgefahr warnen und rigorose Sparmassnahmen fordern, sind weit und breit keine Bond-Vigilantes in Sicht. Die Bond-Märkte antizipieren keine Inflationsrisiken. Die Versteigerung 10-jähriger US-Treasuries stiess gestern auf eine rege Nachfrage. Die Staatspapiere (24 Mrd. $) wurden mit einer Höchstrendite von 2,730% platziert. Das Verhältnis von Geboten zu Zuteilungen ("bid-cover-ratio") betrug 3,04. Die US-Notenbank will im Rahmen der am Dienstag vorgestellten weiteren Stützunsmassnahmen der Konjunktur bis Mitte September Staatspapiere im Volumen von 18 Mrd. $ kaufen. Vor diesem Hintergrund ist in absehbarer Zeit keine Zinswende zu erwarten. Es besteht eher die Gefahr eines Rückfall in die Rezession („double-dip“). Amerika dürfte sogar in zwei Jahren in eine Deflation abrutschen, wie Brad DeLong („How Soon Will We Face Deflation?“) urteilt.


UST 10 Jahre Rendite, Graph: Fed St. Louis

Die Rendite der 2-jährigen US-Staatspapiere ist gestern auf 0,4892% gefallen. Das ist ein Rekordtief. Die Rendite der 10-jährigen US-Treasuries ist bis auf 2,69% gesunken, was dem tiefsten Niveau seit April 2009 entspricht. Das Renditeniveau ist heute niedriger, als zu Beginn der Debatte über die Vor- und Nachteile der Fiskalpolitik vor einem Jahr. Damals hiess es, dass die übermässige Schuldenaufnahme des Staats zu steigenden Zinsen führen werde. Ein Crowding-out der privaten Investoren sei zu erwarten. Das werde die Erholung der Wirtschaft abbrechen. Amerika werde zu Griechenland. Nichts ist davon passiert. Solange die Wirtschaft noch tief deprimiert ist, können die kurzfristigen Zinsen nicht steigen. Und die langfristigen Zinsen schwanken von der Überzeugung abhängend, wie lange es für eine ausreichende Erholung der Wirtschaft dauern wird, bis die Fed beginnt, die Zinszügeln anzuziehen, erklärt Paul Krugman in seinem Blog.

TIPS (Real-Rendite):

5 Jahre: -0,06% (Minus!)
10 Jahre: 0,92%
30 Jahre: 1,79%

Der reale Zinssatz für TIPS mit 5 Jahren Laufzeit ist negativ. Das bedeutet, dass die Aussichten auf andere Art von Investitionen so arm sind, dass einige Investoren eine sichere Anlage bevorzugen, die nicht einmal mit der Inflation Schritt halten kann. „Auf die eine andere oder Weise müssen die Staatsausgaben fortgesetzt werden, um die Beschäftigung aufrechtzuerhalten. Eine Möglichkeit ist, dass der Staat von den niedrigen Finanzierungskosten Gebrauch macht und Geld ausgibt. Aber die Defizit-Pfauen im Kongress blockieren diese Lösung“, argumentiert Krugman. Die andere Möglichkeit ist, die Real-Zinsen so niedrig wie möglich zu drucken, damit der private Sektor beginnt, Geld auszugeben. Das heisst aber, dass der reale Zins auf mittelfristige Staatsschulden negativ sein müsste, argumentiert Krugman weiter. Der einzige Weg, das zu tun, ist laut Krugman, dass die Fed ihr Inflationsziel anhebt.


TIPS 5 Jahre Real-Rendite (negativ!), Graph: Fed St. Louis

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