Dienstag, 20. Juli 2010

Depression ruft nach expansiver Geld- und Fiskalpolitik

Es war im Jahre 1829, als John Stuart Mill herausfand, wie ein allgemeines Überangebot („general gluts“) zu bekämpfen war. Er sah, dass das, was geschehen war, ein enormer Nachfrageüberhang für bestimmte finanzielle Vermögenswerte („financial assets“) war, welcher ein enormes Überangebot an Waren und Dienstleistungen ausgelöst hat. Und wenn man die überschüssige Nachfrage im Finanzwesen entlasten würde, würde man das Überangebot an Arbeitskräften heilen, erklärt Brad DeLong in einem lesenswerten Essay („It is far too soon to end expansion“) in FT. Wenn die Regierung die überschüssige Nachfrage nach flüssigem Geld entlastet, indem sie Bargeld druckt und es in Staatsanleihen austauscht, dann nennt man das expansive Geldpolitik. Wenn die Regierung eine übermässige Nachfrage nach Anleihen entlastet, indem sie Anleihen druckt und diese verkauft, um ihre eigenen Käufe von Waren und Dienstleistungen zu finanzieren, dann nennt man das expansive Fiskalpolitik.

Und wenn die Regierung Bargeld und Bonds druckt und diese für riskante private finanzielle Vermögenswerte austauscht oder wenn sie für private Vermögenswerte Garantien abgibt und auf diese Weise das Angebot an hochwertigen Bonds erhöht und das Angebot an minderwertigen Bonds verringert, dann nennt man das Bankpolitik („banking policy“), fasst DeLong zusammen.

Was passiert aber, wenn die Regierung mehr Bonds druckt als Anleger erwarten, dass die Steuern in Zukunft erhöht werden müssten, um diese abzuzahlen? Was passiert, wenn Staatsanleihen nicht mehr als sicher gesehen werden? Dann würden expansive Geld- und Fiskalpolitik und Bankpolitik und Garantien das Angebot an sicheren Anlagen nicht erhöhen, sondern reduzieren. Staatspapiere würden in die Kategorie „riskant“ fallen. „Das haben wir in Österreich im Jahre 1931 gesehen, in Ostasien 1997/98 und in Griechenland jetzt“, hält der an der University of California at Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessor fest. Dann ist das Beste, was eine Regierung tun kann, nicht Expansion, sondern Austerität, um das Vertrauen in die sicheren Verbindlichkeiten des Staates wiederherzustellen und nach Hilfe von aussen zu schreien, argumentiert DeLong weiter. Hier ist die Crux: Griechenland, Irland, Spanien, Portugal und Italien müssen sparen. Aber Deutschland, Grossbritannien, die USA und Japan nicht. „Ich hätte nie gedacht, dass ich in meinem Leben jemals erleben würde, wie ihre Papiere durch den Markt so hoch geschätzt würden“, legt DeLong dar. „Das Beste, was sie tun können, ist, um die globale Depression zu entlasten, sich koordiniert für eine globale Expansion zu engagieren“, empfiehlt der tatkräftig bloggende Ökonom. Expansive Fiskalpolitik, Geld- und Bankpolitik sind gefordert, und zwar auf einer Skala von Titanic, betont DeLong als Fazit.

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