Freitag, 4. Juni 2010

Paul Krugman versus OECD

Paul Krugman hat neulich moniert, dass die OECD sich für eine kräftige Zinserhöhung über die nächsten anderthalb Jahre einsetzt, obwohl die eigenen Prognosen der Organisation keine Spur von einer inflationären Gefahr anzeigen. Krugman hält es für eine zerstörerische Idee, gerade jetzt die Zinsen zu erhöhen sowie die Staatsausgaben zu kürzen, wenn hohe Arbeitslosigkeit vorherrscht. Nun reagiert die OECD auf Krugmans Kolumne („The Pain Causus“) in NYT. Der Chefökonom der Organisation betont, dass „wir nicht für eine kontraktive Politik plädieren, sondern für immer weniger Stimulus“. Er fährt fort, dass „der Stimulus in der Tat nicht vollständig zurückgezogen werden soll, nicht bis die Wirtschaft wieder Vollbeschäftigung findet. Mit dem Prozess soll aber recht bald begonnen werden“. Es gelte laut OECD die längst bekannten Varibalen der Zeitverzögerung der Geldpolitik zu berücksichtigen“.


Haushaltsdefizit und Staatsverschuldung, Graph : Paul Krugman

Krugman ist hingegen der Meinung, dass das Wort „kontraktiv“ einer Interpretation bedarf. Obwohl die OECD nach eigenen Prognosen mit einer Arbeitslosenquote von über 8% und einer Inflationsrate von nur 1% rechnet, will sie die Fed Funds Rate bis Ende 2011 von Null auf 3,75% ansteigen sehen, so Krugman. Das wird aber sicherlich dazu führen, dass die wirtschaftliche Erholung entgleist, bemerkt der Nobelpreisträger. Er redet von Rashomon bei der OECD. Laut Krugman läuft die Debatte über eine vernüftige makroökonomische Politik darauf hinaus, wie man das aktuelle Bild (siehe die Abbildung) betrachtet. Die horizontale Achse zeigt Staatsverschuldung in Prozent des BIP (Ende 2009) an. Die vertikale Achse zeigt Haushaltsdefizit in Prozent des BIP (2009) an. Jeder Punkt darauf steht für eine hochentwickelte Wirtschaft. Krugman hat manche Länder besonders gekennzeichnet. Japan, mit enormen Schulden und einem grossen Defizit, ist aber nicht im Diagramm. Wie man sieht, hat Krugman die GIPSi (Club Med + Irland), welche ernsthafte Schwierigkeiten mit Solvenz haben, besonders identifiziert. Man sieht zugleich, dass auch die USA, Grossbritannien und Japan (sieht man im Bild nicht) angesichts des Schulden-und-Defizit-Kriteriums wie die Krisenländer (in der Euro-Zone) aussehen. Wenn man nicht besser wüsste, könnte man annehmen, dass alle im selben Boot sitzen, so Krugman. Das ist aber nicht der Fall. Die Renditen der 10-jährigen Staatsanleihen belaufen sich in den USA auf 3,36%, in Grossbritannien auf 3,59% und in Japan auf 1,29%. Die CDS-Spreads für Japan und Grossbritannien betragen nur noch ein Dritttel des Niveaus von Italien, bemerkt Krugman. So, was ist daraus zu machen? Eine mögliche Antwort ist, so Krugman, dass man wartet, jeden Tag wird ein Wile E. Coyote Tag, und realisiert, dass Amerika Griechenland ist. Die andere Antwort ist, zu bemerken, dass alle Krisenländer in der Euro-Zone sind und die USA, Grossbritannien und Japan nicht. Das heisst, dass sie ihre eigene Währung haben und das den Unterschied ausmacht, erklärt Krugman. Er setze auf die zweite Antwort.

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