Dienstag, 22. Juni 2010

Chinas Währungspolitik: Renminbi Auswirkungen

Nach der Ankündigung der chinesischen Zentralbank (PBOC) am Wochenende, den Wechselkurs der Landeswährung zu flexibilisieren, stellt sich die Frage, wie diese Massnahme auf die Weltwirtschaft auswirken wird? Bisher war der Kurs der chinesischen Währung an den US-Dollar gekoppelt. Wie werden jetzt die internationalen Ungleichgewichte davon betroffen? Die Aktienmärkte haben weltweit positiv darauf reagiert. Während manche Marktbeobachter davor warnen, dass der Schritt der PBOC auf Wirtschafstwachstum in China lasten wird, mit negativen Folgen im Exportsektor und in den Finanzmärkten, wie es Japan in den 1970er Jahren nach der Yen-Aufwertung ergangen ist, behaupten andere Experten, dass die Ängste vollkommen übertrieben sind. China hatte Renminbi schliesslich im Jahre 2005 aufwerten lassen. Es ergaben sich daraus keine sichtbaren Auswirkungen auf chinesische Ausfuhren und das Wirtschaftswachstum. Die Aufwertung war damals im Hinblick auf Dauer und Umfang begrenzt. Der Renminbi kletterte gegenüber dem US-Dollar nur um 7% pro Jahr und das wurde nach 12 Monaten gestoppt. Wie wird das neue Wechselkursregime aber auf die chinesische Wirtschaft auswirken? Mit der Frage befassen sich Barry Eichengreen und Andrew Ross in einem interessanten, aktuellen Essay in voxeu.org.


The Implications for China of Abandoning its Dollar Peg, Graph: Barry Eichengreen and Andrew Rose

Eichengreen und Rose fragen sich, was aus anderen Zeiten und Orten über die wahrscheinlichen Auswirkungen eines Ausstiegs aus dem „de facto pegged“ Wechselkursregime zugunsten einer Währungsaufwertung gelernt werden kann. Es stellt sich heraus, dass es möglich ist, eine Stichprobe von anderen Exit-Fällen zu konstruieren, obwohl der daraus resultierende Datensatz relativ klein ist. Die Ökonomen haben 27 Fälle identifiziert, in denen ein „fixed pegged“ Wechselkursregime aufgegeben wurde und die Währung sich über das folgende Jahr gegenüber dem US-Dollar oder „Special Drawing Rights“ (SDR) aufgewertet hat. Viele von diesen Fällen haben sich etwa um die Zeit am Ende des Bretton-Woods-Systems in den früheren 1970er Jahren ereignet. Aber es gebe auch eine Reihe von anderen Episoden von Guinea im Jahr 1979 bis Mosambik im Jahr 2005 und Malaysia im Jahr 2005. Die Währungsaufwertung war im Durchschnitt für das erste Jahr nicht all zu verschieden von Chinas Erfahrung im Jahr 2005: 7 Prozent. Was haben die Autoren herausgefunden? Das durchschnittliche jährliche BIP-Wachstum verlangsamt sich zwar um 1% zwischen den 5 Jahren vor und fünf Jahren nach dem Exit aus dem gekoppelten Wechselkursregime. Aber es kommt zu keinem Zusammenbruch des Wirtschaftswachstums. Die vollkommene Aufhebung der Bindung der Währung an den US-Dollar führt zu keinem Verhängnis im Stile von Japans verlorenem Jahrzehnt, bemerken Eichengreen und Rose. Im Allgemeinen finden die Autoren kaum Hinweise auf wirtschaftliche und finanzielle Schäden als Folge von Exit-Massnahmen.

Keine Zunahme im Vorkommen von Banken- und Finanzkrisen.
Keine Anzeichen für signifikante Kursrückgänge an den Aktienmärkten.
Keine Anzeichen für eine wesentliche Verschlechterung in der Leistungsbilanz.
Kein Beleg für einen deutlichen Rückgang von Investitionsquote.


Während sich die Rate des Export-Wachstums von 9,5% auf 5,5% per annum verlangsamt habe, habe sich das Wachstum der Einfuhren fast im gleichen Ausmass verlangsamt. Weil die Länder, die das gekoppelte Wechselkursregime verlassen haben, in den fünf Jahren vor dem Ausstieg schneller gewachsen sind (im Durchschnitt um 1,5%) als die anderen Länder, ist es schwer, zu sagen, ob das verlangsamte Wirtschaftswachstum eine gesunde Korrektur darstellt, welche eine Überhitzung oder etwas mehr verhindert, erläutern die Autoren. Der Beweis, dass die Länder, die das gekoppelte Wechselkurssystem aufgegeben haben, vor dieser Zeit höhere Inflation gehabt haben als andere Länder, stehe jedoch mit dem Argument „Überhitzung“ im Einklang.

Fazit: Die Erfahrung anderer Länder gibt wenig Grund, anzunehmen, dass ein Ausstieg aus dem gekoppelten Wechselkursregime gravierende Folgen für die Wirtschaft hat, so Eichengreen und Rose.

Keine Kommentare: