Mittwoch, 26. Mai 2010

Fall Japan: Keine Entwarnung bei Deflation

US-Notenbankchef Ben Bernanke sieht für die USA keine akute Inflationsgefahr. Die Preiserwartungen sind sehr stabil, sagte Bernanke („Central Bank Independence, Transparency and Accountability“) heute in der Fragerunde einer Veranstaltung („Monetary and Economic Studies International Conference“) der japanischen Notenbank (BoJ) in Tokio, wie FTD berichtet. In einem deflationären Umfeld vor Inflationsgefahr zu warnen, ist ohnehin absurd. Dennoch tun es viele Mainstream-Ökonomen und reaktionäre Kreise, um Angst zu schüren. In einer Liquiditätsfalle löst der Anstieg der Geldbasis keine Inflation aus. Das belegt Japan’s Erfahrung während der Zeit des verlorenen Jahrzehnts.


UST 10 Y yield, Graph : Bloomberg.com

Dass eine expansive Fiskalpolitik nicht zu einem Anstieg der Zinsen führt, hatte Paul Krugman mehrmals überzeugend dargelegt. Heute verweist Nobelpreisträger in seinem Blog darauf hin, dass die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen am 1. Mai 2009 3,17% betragen hat. 12 Monate später beläuft sich die Rendite auf 3,14%. Das heisst niedriger. Krugman zeigt zudem auf die von uns gestern in diesem Blog zusammengefassten (sehr aufschlussreichen) Präsentation von Adam Posen bei Bank of England mit vielen anschaulichen Abbildungen und erklärt, dass die Geldbasis (=Notenbankgeldmenge, d.h. Giroguthaben der Banken bei der Notenbank + Notenumlauf) infolge der Politik der mengenmässigen Lockerung ("quantitative easing") durch die BoJ drei Jahre lang angestiegen ist, ohne inflationäre Folgen. Ganz im Gegenteil: Die Deflation hält noch an. Was lässt sich daraus für die gegenwärtige Situation der Wirtschaft schliessen? (1) Man braucht sich über die Inflation keine Sorgen zu machen, (2) In einer Liquiditätsfalle ist es schwer, eine effektive Geldpolitik auszuführen und (3) den Fall Japan weiterhin zu studieren, ist sehr nützlich, um zu verstehen, was sich heute in der Wirtschaft abspielt.

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