Donnerstag, 13. Mai 2010

EZB-Monatsbericht: Renditeverlauf in der Euro-Zone

Die EZB hat heute ihren Monatsbericht Mai 2010 vorgelegt. Der 223 Seiten umfassende Bericht enthält u.a. die folgende anschauliche Abbildung, die den Verlauf der Rendite der langfristigen Staatsanleihen (Euro-Zone) widergibt. Seit dem Ausbruch der Finanzkrise klagen eine Reihe von Mainstream-Ökonomen, dass die zunehmende Staatsverschuldung sowohl in Europa als auch in den USA zu einem massiven Anstieg der Zinsen führen wird. Namhafte Volkswirte warnen hemmungslos vor Inflationsgefahr. Es wird dadurch ein Klima von Unsicherheit und Angst geschaffen. Wie die aktuelle Abbildung der EZB aber zeigt, führt die Zunahme staatlicher Kreditaufnahme in einer Liquiditätsfalle nicht zu steigenden Zinsen. Warnungen vor Hyperinflation sind also abwegig und zumeist politisch gelenkt.


Rendite von langfristigen Staatsanleihen in der Euro-Zone, Graph : ECB Monthly Bulletin, May 2010

Während die Kreditnachfrage im privaten Sektor in einer depressiven Wirtschaft zum Erliegen kommt, steigen die Staatsausgaben. Es kommt zu keinem Preisdruck, weil die Nachfrage wegen der Produktionslücke (output gap) das Angebot nicht übersteigt. Der Anstieg der Staatsausgaben führt nicht zu einem Anstieg der Zinsen, weil die Wirtschaft sich in einer Liquiditätsfalle befindet. Die Nachfrage des Staats nach Kredit steigt in einem schweren Abschwung besonders stark, weil die private Wirtschaft infolge der tiefen Finanzkrise mit dem Schuldenabbau (deleveraging) beschäftigt ist. Sind die Ersparnisse des Staates negativ, dann liegt ein Haushaltsdefizit vor. Es ist zudem emprisch nachgewiesen, dass es eine starke Korrelation zwischen Haushaltsdefizit und Zinsen gibt. Ein reziprokes Verhältnis: Steigt das Defizit, tendieren die Zinsen niedrig. Defizit bedeutet, dass der Staat so viel Anleihen ausgibt, wie es dem Bedarf der privaten Investoren nach sicheren Vermögenswerten entspricht. Menschen kaufen Anleihen, statt Bargeld zu horten.

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