Freitag, 14. Mai 2010

Ermittlungen gegen Grossbanken – Rating-Agenturen und Korrelationsmodelle

Die New Yorker Staatsanwaltschaft ermittelt einem Bericht von NYT zufolge gegen acht Grossbanken. Es geht um schwere Vorwürfe. Grund: Die Banken haben angeblich die Rating-Agenturen irregeführt, um eine bessere Bewertung für mit Hypotheken besicherte Ramsch-Papiere zu bekommen. Laut NYT handelt es sich bei den Rating-Agenturen um Standard & Poor’s, Moody’s und Fitsch. Die Banken, die ins Visier der Ermittlungen geraten sind: Credit Agricole, Credit Suisse, UBS, Citigroup, Goldman Sachs, Morgan Stanley, Merrill Lynch und Deutsche Bank. Die Banken stehen mutmasslich unter Verdacht, durch falsche Informationen die Rating-Agenturen dazu bewegt zu haben, um die Qualitäten von bestimmten Wertschriften aufzublasen. Die Investoren werden auf diese Weise zum Kauf der einschlägigen Wertschriften animiert.

Andrew M. Cuomo, Generalstaatsanwalt von New York legt nahe, dass die Rating-Agenturen dürften getäuscht worden sein. Cuomo folgt bei seinen Untersuchungen offenbar einem Bericht von NYT, wonach Banken einige Techniken verwendet haben, um von Rating-Agenturen mehr positive Bewertungen zu erhalten. Die New Yorker Staatsanwaltschaft arbeitet bei den Untersuchungen mit der Börsenaufsicht SEC Hand in Hand, berichtet WSJ.

Die Rating-Agenturen verdienen eine Menge Schuld, schreibt Yves Smith in naked capitalism. Sie spielten eine kompromittierte Rolle in den Kreditmärkten für strukturierte Produkte, mittels Unterstützung der Gestaltung der Geschäfte, die sie letztlich bewertet haben, argumentiert Frau Smith. Darüber hinaus lässt sich das traditionelle Rating-System, welches in eine Menge von Investitionesprozessen schwer verwickelt ist, nicht sehr gut in strukturierte Kreditprodukten übersetzen, erklärt die in der Blogosphäre angesehene Finanzexpertin. Die Transaktionen von strukturierten Kreditprodukten sind grundsätzlich mehr Risiko von dramatischen Herabstufungen ausgesetzt als gewöhnliche Unternehmensanleihen, betont sie mit dem Hinweis auf ein Research-Paper (2007) von Joe Mason und Josh Rosner. Ein AAA-Rating für solche Produkte war nie solide wie ein AAA-Rating für eine Unternehmens- oder Kommunal-Anleihe. Die Rating-Agenturen haben sich aber immer auf das „First Amendment“ ( Recht auf Meinungsfreiheit) berufen und waren daher unangreifbar. Die Untersuchungen von Cuomo setzen auf eine entscheidende Frage: Ob die Banken die Vermögenswerte in derartigen Geschäften verdreht haben, die extern bewertet worden sind. Die Praxis ist unter Banker als „ratings arbitrage“ bekannt. Die Idee war, Wege zu finden, wie man die allerschlimmsten Kredite (Anleihen) in ein Geschäft legt, um ein bestimmtes Rating zu kriegen: Je billiger die Kredite sind, desto grösser sind die Gewinne für die Banken. Ein zentrales Anliegen der Investoren ist aber die Diversifizierung der Kredite im strukturierten Produkt. Basiert eine CDO auf ähnliche Bonds, wie z.B. die Hypothekenkredite aus einer bestimmten Region, dann würden die Investoren das Produkt riskanter einschätzen als ein Produkt, welches aus strärker diversifizierten Vermögenswerten besteht, erläutert Smith. Staatsanwalt Cuomo will nun untersuchen, ob die Banken die Diversifizierung von Hypothekendarlehen genau für die Rating-Agenturen porträtiert haben, bemerkt Smith. Ein wichtiger Grund, warum so viele vermeintlich mit dem Rating AAA bewertete Anleihen ausgefallen sind, war der, dass die dem Produkt zugrunde liegenden Vermögenswerte untereinander hoch korreliert hatten. Ein anschaulicher Fall („Neo CDO Ltd.") war neulich von Bloomberg geschildert. Die „Neo CDO“ war eine komplexe Konstruktion. Mehr als 40% der Bestände des Produktes waren Tranchen von CDOs, die von Merrill Lynch verkauft worden waren. Viele CDOs daraus waren CDOs von CDOs, die von mit Haushypotheken verknüpften Anleihen besichert waren. Ungefähr ein Sechstel der Neo war in Schuldverschreibungen mit Ramsch-Rating investiert. Während die Vermögenswerte von Harding (eine Gesellschaft, die Merrill nahe steht) ausgewählt wurde, vermutlich mit Einschränkungen (gemäss „Offering Memo“ des Produktes) im Einklang stehend, erstaunt es dennoch, dass das Geschäft aus 40% „CDO squared“ (Quadrat) und 1/6 Junk bestand und trotzdem eine AAA-Tranche hatte, die 75%+ des gesamten Nennwertes ausmachte, erklärt Smith. Normale mezzanine CDOs (hauptsächlich aus Subprime-Anleihen mit BBB-Tranchen) haben i.d.R. nur maximum 10% aus anderen CDOs, den sog. hochgradigen CDOs, welche aus „besseren“ Teilen der Subprimes (A, AA, AAA und Junior) gemacht worden sind. Aber selbst dann liegt die übliche Grenze bei 30%. Mehr davon zu haben, ist ungewöhnlich. Ausserdem haben Banken solche Geschäfte oft aus Gründen der Korrelation entwickelt, argumentiert Smith weiter. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Banken das Korrelationsrisiko gegen ihre Investoren gehandelt haben. Mit anderen Worten könnten sie in Wahrheit darauf bestehen, wie Goldman Sach im Fall Magnetar tun, dass sie die Produkte nicht so gestaltet haben, damit sie scheitern. Sie haben die Produkte so gestaltet, damit sie mit ihren Exposures hoch korrelieren. Das würde aber bedeuten, dass sie, falls sie in Schwierigkeiten gerieten, ausfallen würden. Die Verwendung der Korrelationsmodelle auf Hypothekenanleihen war (von Anfang an) fehlgeleitet, ist Smith überzeugt.

Der interessante Teil in dieser Angelegenheit aus rechtlicher Sicht ist aber laut Smith, dass die Banken argumentieren würden, dass die Modelle der Rating-Agenturen Qautsch waren. Die Art und Weise, wie die Korrelationsmodelle in den Kreditmärkten entwickelt wurden, waren für die Zwecke in den ABS-Märkten problematisch. Die Schwierigkeit hier ist aber, dass die Banken Korrelationsprodukte und Korrelation Trading-Strategien verhökert haben. Sie waren in diesem Ansatz tiefer drin als die Rating-Agenturen, erklärt Smith weiter. Cuomo kann daher ein solider Schlag gelingen, wenn seine Untersuchungen feststellen können, dass die Investmentbanken verdreht haben, so Smith als Fazit.

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