Sonntag, 21. Februar 2010

Inflation? Von wegen! Gefahr droht von Disinflation

Obwohl die Wirtschaft nach wie vor in einer Liquiditätsfalle steckt und die Welt die schwerste Finanzkrise seit den 1930er Jahren erlebt, werden Defizit-Falken nicht müde, von einer ausufernden Inflation zu warnen. Die empirische Erfahrung legt aber nahe, dass die grösste Gefahr während einer schweren Rezession nicht von der Inflation, sondern von der Deflation droht. Genau genommen geht es um das beträchtliche Risiko der Disinflation. Grund: Die anhaltend niedrige Kapazitätsauslastung reduziert die Inflation. Weil 1) das Potenzialwachstum sich zurückbildet, und 2) der Geldmultiplikator einen starken Rückgang aufweist. Bleibt die Produktionslücke ( Output Gap) geöffnet und verharrt die Arbeitslosigkeit hoch, entsteht kein Preisdruck, da die Nachfrage zum Erliegen gekommen ist. Paul Krugman und Mark Thoma verweisen in diesem Zusammenhang auf die fallende Kernrate der Inflation. Wie die aktuellen CPI-Daten vom Freitag zeigen, ist die Kernrate im Januar sogar erstmals seit 1982 unter Null gerutscht.


Verbraucher Preise, Kernrate, Graph : Washington Post

Warum signalisiert aber der Konsens der makroökonomischen Prognosen keinen Rückgang der Inflation? Stimmen die Erwartungen im Hinblick auf die Beschäftigung (nach wie vor sehr hohe Arbeitslosigkeit), dürfte die Inflation weiter fallen. Betrachtet Krugman die Daten der „getrimmten“ Inflationsbemessung der Cleveland Fed, welche die grossen Preisschwankungen ausschliesst und dabei einen Median-Wert ermittelt, stellt er fest, dass wir hier angesichts der schwachen Wirtschaft mit einer dramatischen Disinflation-Situation zu tun haben. Das zeigt, dass die Deflation nicht weit in Zukunft liegt, argumentiert Krugman. Darüber hinaus gibt es unter Ökonomen eine wachsende Überzeugung (siehe IWF, Olivier Blanchard), dass es vernünftig wäre, ein höheres Inflationsziel an den Tag zu legen, hält Krugman fest. Realzinsen steigen, selbst wenn der nominale Zinssatz bei Null bleibt. Blanchard hat kürzlich die Meinung vertreten, dass ein durchschnittlich höheres Inflationsziel (und damit höhere durchschnittliche nominal Zinsen) für die Geldpolitik mehr Spielraum gewährt und zu einer weniger schlechteren Haushaltslage geführt hätten. Krugman befürchtet als Fazit eine reale Gefahr, dass die USA japanische Verhältnisse erleben werden.


Trimmed Inflation Rates, Graph: Courtesy of Mark Thoma(Economist’s View)

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