Mittwoch, 29. Juli 2009

USA-China: Strategieforum

Immer öfters hört man in diesen Tagen das Argument, dass die US-Wirtschaft nun im Zuge der anhaltenden Krise stärker als zuvor vom Kapital aus dem Ausland abhängig geworden ist. M.a.W. seien die USA jetzt noch mehr auf chinesische Investitionen in US-Staatspapiere angewiesen. Grund: Die USA müssen mehr Treasuries ausgeben, um das zunehmende Fiskaldefizit zu finanzieren. Brad Setser berichtet, dass er damit nicht einverstanden ist. Er verweist darauf, dass (1) das amerikanische Handelsbilanzdefizit inzwischen erheblich abgenommen hat und (2) das Fiskaldefizit grossteils nicht von ausländischen Notenbanken finanziert wird.

Es ist unbestritten, dass die USA heute deutlich mehr Kredit aufnehmen als in den vorangegangene Jahren. Der ausstehende Bestand an handelbaren US-Treasuries ist gestiegen. Die Staatspapiere wurden emittiert, (a) um die Aktivitäten der US-Notenbank (Fed) als „lender of last resort“ zu finanzieren, (b) um das Fiskaldefizit zu finanzieren. Die Aufgliederung zeigt, dass die US-Behörden mehr langlaufende Anleihen verkauft haben als Papiere mit kürzerer Laufzeit. Während im Juni langlaufende Treasuries („notes“) im Wert von 220 Mrd. $ verkauft wurden, ging der ausstehende Bestand an Staatspapieren mit kürzerer Laufzeit („bills“) um 60 Mrd. $ zurück. „Das ist ein gutes Schulden-Management“, hält Setser fest. In einem Umfeld, wo die ausländischen Zentralbanken zurückhaltend sind, langlaufenden Treasuries zu erwerben, ist es den US-Behörden gelungen, Staatsanleihen an private Investoren zu verkaufen. Das bedeutet, dass die USA, während das Handelsbilanzdefizit zurückgeht und das Wachstum der Reserven von Notenbanken rückgängig ist, weniger auf die ausländischen Zentralbanken angewiesen sind. Nicht vergessen darf die Tatsache, dass, während die staatliche Kreditaufnahme steigt, die private Verschuldung signifikant zurückgeht. Die gesamtwirtschaftliche Verschuldung ist in den USA keineswegs gestiegen.

PS: China ist bekanntlich der grösste Gläubiger der USA, da Peking einen Bestand von rund 800 Mrd. $ an US-Staatsanleihen hat.

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