Montag, 27. Juli 2009

Ben Bernanke: Soll Fed-Chef wiedergewählt werden oder nicht?

Die Amtszeit des gegenwärtigen US-Notenbankchefs Ben Bernanke geht Ende Januar 2010 zu Ende. Wird Bernanke eine zweite Amtszeit bekommen oder nicht? Soll Präsident Obama ihn erneut nomieren oder nicht? Nouriel Roubini ist dafür. Anna Jacobson Schwartz ist dagegen. Der 55-jährige US-Notenbankchef ist nicht unumstritten. Er hat gegen die schwerste Krise seit der Grossen Depression 1929/30 mit unorthodoxen Schritten angehen müssen. Zur Zeit steht Bernanke mit dem Rücken zur Wand.

Nouriel Roubini vertritt in einem Essay in The New York Times die Meinung, dass Bernanke eine Wiederwahl verdient. Der Fed-Chef habe eine Beinahe-Depression verhindert. Aus der Grossen Rezession 2008/09 wurde dank seinem aggressiven Kurs der Geldpolitik keine Grosse Depression. Dennoch verweist Roubini auf drei Hauptfehler, welche Bernanke und die Fed gemacht haben: (1) Zu Beginn der Subprime-Krise habe Bernanke argumentiert, dass die Rezession im Immobilienmarkt bald vorbei wäre. Die Krise hält seit drei Jahren an. (2) Das Subprime-Problem wäre ein beschränktes Problem. In Wahrheit war es ein Symptom der grössten Kredit-Blase und exzessiver Kreditaufnahme (leverage) in der US-Geschichte. (3) Bernanke habe die Ansicht vertreten, dass der Zusammenbruch des Immobilienmarktes nicht zu einer Rezession führen würde, obwohl ein Drittel der Stellen, die im vergangenen Aufschwung geschaffen wurde, auf den Immobilienmarkt zurückzuführen ist. Bernankes Analyse sei darüber hinaus irreführend gewesen, als der Fed-Chef die Ansicht vertrat, dass die Geldpolitik nicht zur Kontrolle von spekulativen Vermögensblasen eingesetzt werden sollte. Dennoch sei der springende Punkt der folgende: Die Fed habe mit ihren kreativen und aggressiven Massnahmen die Risiken einer Beinahe-Depression verhindert. Allein aus diesem Grund verdiene Bernanke, wiedergewählt zu werden, sodass er den Ausstieg aus der radikalsten Geldpolitik seit der Gründung der US-Notenbank bewältigen kann.

Frau Schwartz spricht sich in einem Essay dafür aus, dass der Fed-Chef („Mann ohne Plan“) ersetzt werden sollte, weil Bernanke versagt habe, die zentralen Ziele der Notenbank klar zu artikulieren. Sie mokiert sich, dass Bernanke angeblich nur zwei Zahlen kenne: Null (Null-Zinsen) und Billionen (Liquidität). Sie beschuldigt die Fed, die Investoren nicht vor der Gefahren von mit Hypotheken besichertern Wertschriften gewarnt zu haben. Die Investoren haben teilweise auf diese Wertpapiere gesetzt, weil die Fed sich in Schweigen gehüllt habe. Als die Kreditmärkte zum Erliegen kamen, habe die Fed auf der Annahme bestanden, dass mehr Liquidität erforderlich sei. Das eigentliche Problem sei aber Insolvenz gewesen. Niemand habe gewusst, wegen der mysteriösen neuen Finanzprodukte, welche Unternehmen, deren Papiere man gekauft habe, solvent und welche nicht solvent gewesen sind.

Frau Schwartz ist Ökonomin bei National Bureau of Economic Research (NBER) und die Autorin (mit Milton Friedman zusammen) des Buches „A Monetary History of the United States, 1867 to 1960“. Das berühmte Buch, in dem der Monetarismus theoretisch begründet und Keynesianismus scharf kritisiert wird.
Roubini ist Wirtschaftsprofessor an der New York University Stern School of Business und Vorsitzender der Wirtschaftsforschungsfirma, RGE-Monitor.
Ben Bernanke ist ein langjähriger Wirtschaftsprofessor an der Princeton University.

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