Montag, 22. Juni 2009

Rohstoffmarkt: Mittelfristig ungünstige Lage

Der deutliche Anstieg der Rohstoffpreise seit Februar erstaunt insofern, als die Weltwirtschaft sich mitten in einem tiefen Abschwung befindet. Alle beachtenswerten Commodity Indices legten jedoch seit Jahresbegin kräftig zu. Läuft die Konjunktur auf hoch Touren, steigen die Preise der wichtigsten Energieträger. Der Welthandel ist aber im Sog der Finanzkrise eingebrochen. Die Kapazitätsauslastung der Industrie fällt zurück. Es sind daher eher technische (spekulatives Kapital), als fundamentale (Zuwachs der physischen Nachfrage und Produktion) Faktoren, die den Rohstoffmarkt bislang angetrieben haben. Der schwächere US-Dollar und die Hoffnungen auf eine konjunkturelle Wende gegen Ende des Jahres zählen dazu, dass die gegenwärtige Hausse am Rohstoffmarkt nicht von Dauer sein kann.

Welches Land würde jetzt seine Lager auffüllen wollen? Stimmt die These, dass die steigenden Staatsausgaben die private Kreditaufnahme verdrängen („crowding out“), dann müssten die Rohstoffepreise fallen, hält Paul Krugman fest. Das ist aber nicht der Fall. Der Anstieg der Rohstoffpreise ist laut Krugman ein Anzeichen dafür, dass es derzeit keinen Verdrängungseffekt gibt. Das heisst, dass private Nachfrager vom Schuldner Staat aus dem Markt nicht verdrängt werden.

Es gilt in Erinnerung zu rufen, dass die traditionellen Sektoren (v.a. Metalle und Energie) zyklisch geprägt sind. Diese sind mit der Industrie eng verbunden. Die Situation am Agrarmarkt ist jedoch anders. Die Preisentwicklung der landwirtschaftlichen Güter dürfte die der Metalle übertreffen, da die Nachfrage in diesem Sektor weniger elastisch ist.

Fazit: Die Ölpreisrally ist eine Gefahr für die Erholung der Weltwirtschaft. Im vergangenen Jahr hat der Ölpreis wesentlich dazu beigetragen, dass die globale Wirtschaft in eine Rezession abgeglitten ist.

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