Donnerstag, 4. Juni 2009

EZB und Angie im Wunderland

Obwohl die Inflation im Euro-Raum auf Null Prozent gefallen ist, hat sich die EZB geweigert, die Leitzinsen weiter zu lockern. Heute stand aber nicht der Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) im Mittelpunkt der Tagesordnung, sondern der angekündigte Bond-Plan. EZB-Chef teilte nämlich mit, für 60 Mrd. € Pfandbriefe zu kaufen. Das bedeutet, dass die EZB in dieser Höhe Liquiditität in den Markt pumpen wird. Ziel ist, Kreditvergabe der Banken an Unternehmen und private Haushalte zu fördern. Es gab aber zwei Tage davor eine laute Schelte. Die Bundeskanzlerin ist gegen die Marktintervention der EZB. Sie sagte, sie betrachte den Aufkauf von Wertpapieren skeptisch. Die EZB habe dem internationalen Druck etwas gebeugt.

Die Bundeskanzlerin befürchtet Inflationsgefahr wegen der zunehmenden Geldmenge. Es waren aber nicht die Zentralbanken oder der Staat, die zuviel Geld produziert haben, sondern das Schattenbankensystem. Die Zweckgesellschaften, Protagonisten des Shadow Banking Systems wie SIVs, Conduits und Hedge Fonds haben die Geldschöpfung kräftig vorangetrieben. Im zweiten Quartal 2007 wurde im Schattenbankensystem in den USA Kredite in Höhe von 6'000 Mrd. $ vergeben. Ohne Aufsicht und Regulierung. Die Summe entspricht dem Kreditvolumen, welches i.d.R. durch herkömmliche Banken geschaffen wird.

Es steht heute fest, dass die Wirtschaft dank der expansiven Geldpolitik, der fiskalpolitischen Lockerung und der unkonventionellen Ausweitung der Geldmenge knapp an einer Depression vorbeigeschrammt ist. Technisch ist es einfach, die Expansion zurückzufahren, sobald der Aufschwung kommt. Besorgniserregend ist aber eher die Tatsache, dass die deutsche Wirtschaft von der Krise viel stärker erfasst wurde als anderswo. Warum? Das ist die Frage. Warum liegen heute die Reallöhne tiefer als im Jahr 2000, obwohl die Ausfuhren in den vergangenen zehn Jahren preisbereinigt um 70% gestiegen sind? Die Kanzlerin verteidigt hartnäckig die bisherige, einseitig am Exportgeschäft orientierte Wirtschaftspolitik, die sich zugleich auf Lohnzurückhaltung und Sozialabbau stützt.

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