Freitag, 26. Juni 2009

Alan Greenspan warnt vor Inflation

Der frühere US-Notenbankchef Alan Greenspan warnt in einem Artikel in Financial Times vor Inflation. Wie bitte? War es nicht Greenspan, der den Tagesgeldsatz (FFR= Fed Funds Rate) von Dezember 2001 bis September 2004 auf 1,75%, einem ultraniedrigen Niveau behalten hat? 33 Monate lang! Die Rezession von 2001 war nämlich ziemlich milde. Die Haushalte hielten sich von nur kurzer Dauer mit Ausgaben zurück. Es waren v.a. Unternehmen, die ihre Kapitalausgaben (capex) gekürzt hatten. Verantwortlich waren dafür das Y2K-Problem (Hard- und Software-Anpassungen um das Jahr 2000) und die Tragödie von 11. September. Die einzige vernünftige Erklärung für die radikale Zinssenkungen durch die Fed war, dass Greenspan die Preise von Vermögenswerten im Blick hatte, wie Barry Ritholtz in seinem Buch "Bailout Nation" hervorhebt. Fed-Chef wollte Aktieninvestoren unter die Arme greifen. Die zu Spekulationen einladende Zinspolitik des ehemaligen Fed-Chefs wurde daher „Greenspan-Put“ genannt. Das heisst, die Fed würde mittels Zinssenkungen in den Markt eingreifen, um einen allgemeinen Absturz der Aktienkurse zu stoppen.

Auch wenn keine Inflation droht, gibt es eine weitere potentielle Gefahr in der aktuellen US-Fiskalpolitik: eine erhebliche Zunahme bei der Finanzierung der US-Wirtschaft durch die öffentliche Verschuldung, schreibt Greenspan heute in FT. Ein solcher Kurs der Finanzpolitik sei ein Rezept für die politische Allokation des Kapitals und eine Aushöhlung des Prozesses der sog. "kreativen Zerstörung" (creative destruction) im Markt, der für den Anstieg des Lebensstandards wesentlich ist. Dieses Paradigma sei schwer befleckt worden, fügt der Maestro hinzu. Verbesserungen bei der Regulierung und der Überwachung, vor allem in den Bereichen Kapitalanforderungen seien erforderlich. Allerdings verlässt sich Greenspan dabei auf die Selbstheilungskräfte des Marktes. Das ist krass. Flucht aus der Realität in die Illusion und Selbtsttäuschung?

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