Dienstag, 16. Dezember 2008

Quantitative Easing: Alternative Geldpolitik

Der Auslöser des Übergangs zu einer Politik des „Quantitative Easing“ ist die steigende Gefahr dauerhaft sinkender Preise. Das bedeutet Deflation. Die Inflation wird mit steigenden Zinsen eingefangen. Notieren aber die Leitzinsen auf beinahe Null Prozent, kann die Zentralbank entweder die Druckpresse anwerfen oder anfangen, am offenen Markt Staatsanleihen aufzukaufen. Die Zentralbank versucht i.d.R. nur kurzfristige Zinsen zu steuern. Herrscht aber Deflation vor, kann sie auch dazu übergehen, die Zinsen am langen Ende zu senken, indem sie Anleihen am Markt ankauft.


The Effective Fed Funds Rate, Graph: St.Louis Fed

Wenn also eine Zentralbank die Liquidität in der Wirtschaft systematisch erhöhen will, kauft sie am offenen Markt im grossen Stil Anleihen mit langer Laufzeit an. Die Geldpolitik wird nicht mehr über Zinssenkungen, sondern mengenmässig (d.h. quantitativ) gelockert (d.h. easing). Die Zentralbank bezweckt durch die anschwellende Geldmenge die Banken wieder zum Kreditgeschäft zu animieren. Das heisst, die Banken sollen untereinander wieder Kredit vergeben und aufnehmen.

Japan hat im März 2001 mit der Politik des „Quantitative Easing“ begonnen, um die Wirtschaft anzukurbeln und der Deflation entgegenzuwirken. Die Politik wurde 5 Jahre später zu Ende geführt. Weil die BoJ entschieden hat, dass die japanische Wirtschaft sich wieder auf dem Weg zur Stabilisierung befindet (reflationäres Wachstum).

Die BoJ kaufte Aktiven direkt im Bankensystem an, um die Liquidität im Markt zu erhöhen. Die sich verstärkende Deflation und die Entstehung einer Liquiditätsfalle haben die BoJ veranlasst, die Druckpresse anzuwerfen, um die Nachfrage nach Liquidität zu decken. 2 ½ Jahren nach dem Start des Quantitative Easing hatte die BoJ die Bankreserven vom gewöhnlichen Wert von 5 Trillionen Yen auf 32 Trillion Yen erhöht. Auch in den USA hat sich die Bilanzsumme der Fed in den vergangenen zwei Monaten beinahe verdoppelt. Die Bilanz der Fed ist von 900 Mrd. Dollar Ende September auf 2'300 Mrd. Dollar angeschwollen.

Die Fed kauft jetzt die Anleihen der GSEs, die mit Immobilienmarkt zu tun haben, an. Zunächst für 100 Mrd. Dollar. Später aber bestimmt mehr. Quantitative Easing im Sinne einer Bilanz-Anschwellung der Notenbank heisst nichts anderes als Überschussreserven im Bankensystem zu lassen.

Wie kann die Notenbank die Bilanzsumme wieder reduzieren?

1)Indem sie die Anleihen, die sie angekauft hat, bis zum Ende der Laufzeit behält. Das nimmt aber Zeit in Anspruch, 2)Indem sie die Anleihen wieder verkauft, 3)Indem sie Liquiditätsprogramme wie TAF einstellt.

Wie ging die japanische Zentralbank (BoJ) vor? Sie hat die Bilanzsumme im Rahmen ihrer straffen Geldpolitik wieder schrumpfen lassen. Die Fed dürfte aber die Angelegenheit anders handhaben, da die USA ein Schuldner-Land sind und auf Kapitalzufluss aus dem Ausland angewiesen sind. Sollten die Zinsen am langen Ende künstlich zu niedrig gehalten werden, dürfte sich die Inflationsgefahr verschärfen. Die Fed betritt schier ein unbekanntes Terrain. Die Marktteilnehmer warten mit gespannter Ruhe auf den Fed-Chef Ben Bernanke, der heute auf der Fed-Sitzung Erklärungen abgeben wird, was nach „Zinsniveau nahe Null“ passieren soll.

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